Gioia Jöhri

Guete Morge Winti

Ich beginne heute mit einem kleinen Kuriosum: Das Quartier Tössfeld, gelegen hinter den früheren Sulzer- und SLM-Hallen, hat die Postleitzahl 8406. In der Welt der Briefträger:innen gehört es also zu Töss. Gehört es aber nicht. Denn Tössfeld gehört offiziell zum Stadtkreis 1, trägt aber nicht dessen Postleitzahl 8400. Trotzdem findet am Wochenende die Tössemer Dorfet dort statt. Nach schwierigen Jahren für das Quartierfest wagen die Tössemer:innen einen Neuanfang. Ein Augenschein vor Ort zeigt, dass die Zeichen auf Erfolg stehen.

Bald flitzen Autoscooter vor dem Schulhaus Tössfeld herum. (Bild: Gioia Jöhri)

Am Mittwochnachmittag hämmert und lärmt es um das Schulhaus Tössfeld. Ich wähne mich kurz am Albanifest, denn vor dem Schulhauseingang steht eine riesige Autoscooter-Anlage! Gabriele Toppan und Bettina Rauch vom OK sind besonders stolz, dass dieses Jahr wieder Schausteller an der Tössemer Dorfet dabei sind. «Das hat einfach jahrelang gefehlt», erzählt Toppan. «Das neue Konzept hat voll eingeschlagen, denn vorher hatte die Tössemer Dorfet bei den Schaustellern einen schlechten Ruf.» Schausteller Paul Odermatt betreibt die Bahn «Superlooping» an der Dorfet. «Ich war an der Infoveranstaltung und da haben alle gejubelt. Deshalb habe ich dann gleich noch einen Kollegen mit einem Autoscooter organisiert», berichtet Odermatt. Und Gabriele Toppan ergänzt lachend: «Der Autoscooter passt zentimetergenau auf den Schulhausplatz. Die Fahnenstangen mussten wir dafür auch abmontieren.» Das OK hofft, dass die Dorfet durch die Schausteller wieder attraktiver wird. 2024 musste das Fest einmal aussetzen, in den Jahren davor hatten immer weniger Vereine überhaupt teilgenommen. «Wir machen so ein Fest ja nicht für uns, sondern für die Vereine. Und die müssen auch wollen.» Offensichtlich wollen sie wieder; ein Blick auf die Karte des Festgeländes zeigt, dass ein attraktiver Mix an Spiel, Spass, Unterhaltung und Festwirtschaft entstanden ist.

Seit Mittwochmorgen wird beim Aufbau angepackt. (Bild: Gioia Jöhri)

«Zum neuen Ort habe ich eine zwiegespaltene Meinung. Tössfeld ist eigentlich nicht Töss, trotz der Postleitzahl.»

György Farkas, Präsident Verein Narrensiegel

György Farkas ist Präsident des Fasnachtvereins Narrensiegel und ist «mindestens» seit 1989 mit dem Verein an der Tössemer Dorfet dabei. Der Verein betreibt am Wochenende das VIP-Festzelt und hofft, dass damit auch die Vereinskasse wieder ein wenig gefüllt werden kann. Er freut sich, dass nach der Pause 2024 nun wieder eine Dorfet kommt. Er erzählt, dass die Quartierchilbi früher viel grösser gewesen sei: «Heute finden alle zu wenig Helfende. Dadurch ist die Dorfet immer mehr geschrumpft.» Auf die neue Ausgabe im Tössfeld schaut er gespannt: «Zum neuen Ort habe ich eine zwiegespaltene Meinung. Tössfeld ist eigentlich nicht Töss, trotz der Postleitzahl. Aber das OK erhofft sich, dass eine neue Zielgruppe an die Dorfet kommt.»

Die Narrensiegel-Fasnächtler vor dem Güterschuppen in Töss. (Bild: György Farkas)

Zu dieser Zielgruppe gehört beispielsweise der Quartierverein Tössfeld-Brühlberg. «Wir sind zum ersten Mal dabei», erklärt Präsidentin Regula Blöchliger. Privat seien sie zwar immer an die Tössemer Dorfet gegangen, aber ansonsten seien ihre beiden Quartiere eher Stadt-orientiert. An ihrem Stand werden sie Kinderschminken und Schokokusswerfen anbieten und ein bisschen für sich werben: «Es gibt viele neue Leute beispielsweise in der Lokstadt oder vom Dialogplatz und die wissen noch nichts vom Quartierverein.» Mit der Planung des Anlasses ist Regula Blöchliger sehr zufrieden: «Wir wurden gut informiert und das OK ist sehr engagiert. Ich kann mir vorstellen, dass sich die Dorfet gut etablieren wird am neuen Ort.»

Regula Blöchliger und der Quartierverein Tössfeld-Brühlberg freuen sich auf ihren Stand im Schatten. (Bild: Gioia Jöhri)

Laut OK bietet der neue Standort nicht nur einen Neuanfang, sondern auch mehr Schatten, mehr Platz und ist kompakter als vorher. Vom alten Standort bei der reformierten Kirche Töss ist das Schulhaus Tössfeld nur 350 Meter entfernt. Und sowieso sei das Ganze halb so wild: «Der TV Töss hat die Fusion mit dem TV Tössfeld damals ja auch überlebt», scherzt Gabriele Toppan. Beim OK ist die Vorfreude trotz stressigem Aufbau riesengross. «Insgeheim schauen wir schon, was wir für eine nächste Ausgabe lernen können», sagt Toppan. Aber man warte jetzt mal ab, wie es am Wochenende läuft, auch finanziell. Ein Grossteil des Vereinsvermögens habe man nämlich in ein attraktives Bühnenprogramm gesteckt, beispielsweise tritt am Samstag der Kinderliedermacher Andrew Bond auf. Eigentlich könne man nun nichts mehr falsch machen, meint Toppan, denn: «Wenn es schlecht geht, hatten wir wenigstens noch ein tolles Fest.»

• Oberi wird zur Festmeile: Am Wochenende lädt auch das Oberi-Fäscht zu vielfältiger Kulinarik, Kultur und sportlichen Showacts in den Dorfkern ein. Auch Live-Musik-Liebhaber:innen kommen auf ihre Kosten, von Rock bis Jazz ist alles dabei. «Uns ist wichtig, dass wir für jedes Alter etwas bieten – damit das Oberi-Fäscht ein echtes Fest für alle bleibt», sagt Patrick Brunner, Co-Präsident des Ortsvereins Oberwinterthur.

(Bild:Oberi-Fäscht)

• Streit mit tödlichen Folgen: Zwischen der Bahnlinie nach Zürich und der Töss liegen die Wyden-Pünten. Die Garten-Idylle ist seit Dienstagnacht gestört. Ein Streit zwischen zwei Männern und einer Frau eskalierte und endete für einen Mann mit tödlichen Verletzungen, wie der Landbote schreibt. Nach einer Grossfahndung gelang es der Polizei, den mutmasslichen Täter in den frühen Morgenstunden zu fassen.

  
  

• Brand in der Grüze: Gestern Mittag brach in einer Autowerkstatt in der Grüze ein Feuer aus. Ein Teil des Gebäudes, einige Autos und Gerätschaften sind von den Flammen zerstört worden. Der Brand konnte von der Feuerwehr gegen 13 Uhr unter Kontrolle gebracht werden, schreibt der Landbote. Weshalb der Brand ausgebrochen ist, bleibt noch unklar.

  
  

• Tobias Schättin spielt in Zypern: Per Saisonende verliess Linksverteidiger Tobias Schättin den FCW. Nun ist klar, wo er neu im Einsatz steht: bei Anorthosis Famagusta in der höchsten zypriotischen Liga. ⁠Dort versuche er nun mit seinem neuen Klub einen Platz unter den ersten sechs zu ergattern, um in die Finalrunde einzuziehen, wie der FCW auf Instagram schreibt.

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Woher kommt der Tössemer Frosch?

Als Nicht-Tössemerin fragte ich das OK der Tössemer Dorfet, warum in ihrem Logo eigentlich ein Frosch zu sehen sei. Ich wurde daraufhin ungläubig angeschaut. Der Frosch gehöre zu Töss, früher gab es in der Bäckerei Tössemer-Frosch-Küchlein, am «schnellsten Tössemer Frosch» im Schwümbi Töss werden noch immer die schnellsten Schwimmer:innen gesucht und es gab einmal ein Lokal mit dem Namen «Kafi Frosch». Gut und schön, aber woher kommt nun der Name? Wahrscheinlich aus früheren Sumpfgebieten an der Töss, meinen die OK-Mitglieder. Und liefern gleich nochmal eine kuriose Geschichte: Über-80-Jährige erzählen sich, dass sich früher Jugendbanden, die Tössemer «Frösche» und die Tössfelder «Chrotten», an der Grenzstrasse geprügelt hätten. Ich bin froh, dass sich heute die Tössemer:innen und Tössfelder:innen nicht mehr prügeln…

Ich hoffe, du fühlst dich nun parat für diesen weiteren heissen Tag. Auch am Oberi-Fäscht und an der Tössemer Dorfet wird’s heiss. Vergiss also nicht, den Sonnenhut einzupacken.

Bis bald und hebed’s guet,

Gioia