Endlich Medea – das Theater Winterthur eröffnet neu
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#107 | 1.10.2025 | Online lesen | Unterstützen

WNTI Wintibrief

Tizian Schöni

Vorhang auf!

Nach seiner Sanierung für 38 Millionen Franken glänzt das Stadttheater wieder wie bei seiner Eröffnung 1979. Aber auch auf der Bühne ist manches anders. Ein Gespräch mit der Gesamtleiterin Bettina Durrer und Programmleiter Thomas Guglielmetti.

Gesamtleiterin Bettina Durrer in der Brasserie und Programmleiter Thomas Guglielmetti an der Wiedereröffnung des Theaters am Wochenende. (Bilder: Robyne Dubief / Ingo Hoehn / Ausschnitte)

Frau Durrer, am Samstag wurde das Theater Winterthur nach über einem Jahr Bauzeit wiedereröffnet. Was ist neu?

Bettina Durrer: Erst einmal ganz viel Veranstaltungstechnik. Zum Beispiel wurden die Handkonterzüge durch vollautomatisierte Bühnenzüge ersetzt. Neu lässt sich alles, was sich auf der Bühne hebt und senkt, an einem zentralen Schaltpult bedienen. Höchste Zeit, denn das Bedienen der Handzüge wird den Lernenden in der Veranstaltungstechnik heute gar nicht mehr beigebracht.

Thomas Guglielmetti: Dafür hat unser Lernender das Steuerpult wohl am besten im Griff. Er hat für das Theaterfest am letzten Samstag ein sogenanntes «Zugstangenballet» programmiert, bei dem sich die verschiedenen Seilzüge in einer Choreografie heben und senken.

Durrer: Auch beim Licht, dem Ton und der Videotechnik ist der neue Standard eine Weiterentwicklung.

Was davon bemerken die Zuschauer:innen?

Guglielmetti: Der neue Vorhang öffnet sich jetzt absolut geräuschlos, das war früher anders. Jetzt müssen die Leute nach vorne schauen, damit sie merken, dass das Stück beginnt (schmunzelt).

Durrer: Die frisch bezogenen Sitze dürften auffallen, auch die Akustik im Saal wurde verbessert. Zudem haben wir neue Lifte. Die Garderobe im UG, die neuen barrierefreien WCs, der Haupteingang zum Saal und sogar die Hinterbühne, auf der wir Plätze für 200 Personen aufbauen können, sind jetzt per Rollstuhl einfach erreichbar. Das Foyer erhielt eine energetische Dämmung und einen Luftschleier beim Eingang. Und dann gab es noch sehr viel «gestalterisches Auffrischen».

Frisch gepolstert: Die samtenen Stühle sind das Markenzeichen des Theaters. Dummies standen bis Ende September in der Stadt. (Bild: Peter Knup)

Die Hightech-Architektur des Gebäudes war unter Winterthurer:innen schon immer kontrovers. Seit 2012 ist der Bau von Frank Krayenbühl im überkommunalen Inventar, die Sanierung geschah in enger Absprache mit der Denkmalpflege. Was ist Ihre ganz persönliche Meinung zum Haus?

Guglielmetti: Ich bin ein Fan. Mit bestimmten Lichtstimmungen, gerade jetzt im Herbst, ist es grossartig, wie sich das Haus inszeniert. Als vor 15 Jahren die Stelle als Programmleiter ausgeschrieben war, schrieb mir ein Freund: «Dein Lieblingstheater ist ausgeschrieben!» Damals habe ich es noch nicht gewusst, aber es ist das beste Gastspielhaus der Schweiz. Es kann am meisten und hat ein grosszügiges Foyer ‒ eine tolle Planung. In Basel zum Beispiel brauchte es einen riesigen Eingriff ins Gebäude, um den Raum transparenter und zugänglicher zu machen.

Während des Baus sind Sie ins Kirchgemeindehaus an der Liebestrasse umgezogen, ein Teil des Materials ging nach Bäretswil. Wie zügelt man ein Theater?

Durrer: Das Umziehen war sicher ein «Hoselupf», wir mussten in nur einer Woche alles aus dem Gebäude schaffen.

Guglielmetti: Ich bin aber überrascht, wie gut das Publikum die Ersatzspielstätte an der Liebestrasse angenommen hat. Wir hatten eine Auslastung von über 80 Prozent. Natürlich gab es dort mehr kleine Formate, zum Beispiel ein Ballett mit nur vier Personen. Dafür sind die Schweisstropfen ins Publikum gespritzt!

Durrer: Das Theater war viel näher bei den Zuschauer:innen. Man musste bei einer Produktion sogar Angst haben, dass einem die Tänzer:innen auf den Schoss fallen! (lacht)

Platzhalterbild vom WNTI Team

Von aussen bleibt fast alles beim Alten. Gewusst? Der Grundriss des Theaters baut komplett auf einem Raster von 64x64 Zentimetern auf. (Bild: Robyne Dubief)

Blickt man auf die Zahlen der Saison 23/24, fällt auf, dass die fremdsprachigen Stücke besonders gut laufen. Auch in der aktuellen Spielzeit finden sich «Le Comte de Monte-Cristo», «Dr. Jekyll and Mr. Hyde» oder «War of the Worlds».

Guglielmetti: Das ist wegen der Schulklassen, die dann gerne kommen. Das bietet sonst kein anderes Haus in der Region mehr an. Ich achte immer darauf, dass wir ein paar Inszenierungen haben, die auch in der Schulliteratur vorkommen.

Die Auslastung in der Sparte Schauspiel lag in der Saison 23/24 allerdings tiefer als im Musiktheater und im Tanz, bei nur 53 Prozent. Würden Dürrenmatt, Frisch oder Gotthelf nicht noch mehr Menschen ins Theater locken?

Guglielmetti: Mit dem zeitgenössischen Anspruch, den wir haben, ist es im Schauspiel schwieriger, die Auslastung zu erhöhen. Wir versuchen aber, eine gute Mischung aus neuen Stücken und bekannten Titeln zusammenzustellen. Das Thalia Theater Hamburg ist zum Beispiel mit Shakespeares «Was ihr wollt» zu Gast. Und vom Berliner Ensemble haben wir «Medea», einen griechischen Klassiker, im Programm. Auf speziellen Wunsch von Bettina. (lacht)

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Das grosszügige Foyer sei ein Segen für das Haus, sagt Programmleiter Thomas Guglielmetti. (Bild: Robyne Dubief)

Nebst Tanz, Schauspiel, Musiktheater und Kinder- und Jugendtheater gibt es dieses Jahr erstmals eine weitere Sparte, «Performance».

Durrer: In dieser Sparte zeigen wir Produktionen, die artistisch und überraschend daherkommen. Wir wollen damit einen einfachen Zugang zum Theater schaffen und die Bandbreite unseres Angebots erweitern.

Guglielmetti: «Hokuspokus» von der Familie Flöz ist beispielsweise auch für Gehörlose geeignet, weil die Schauspieler:innen ohne Sprechen auskommen. Andere Aufführungen sind Slapstick-haft oder haben eine andere humoristische Herangehensweise.

Ihr Tipp für die kommende Saison?

Guglielmetti: Die «Notte Morricone», unser Saisonauftakt morgen Abend. Das Ballett gemeinsam mit der Filmmusik, live gespielt vom Musikkollegium, wird ein Spektakel. Wenn man das verpasst, ist man selbst schuld!

Durrer: Ich freue mich auf die neue Sparte. Und natürlich auf «Medea». Die habe ich schon vier Mal gesehen. (lacht)

Rubrik: Was lauft?
  • Drei Plätze für Foodstände bleiben leer: 18 Bewerbungen seien für die Standplätze der Foodstände auf öffentlichem Grund eingegangen. Dies schreibt die Stadtpolizei in einer Medienmitteilung. Davon wurden neun bewilligt ‒ und drei Standorte bleiben leer. Für den Kesselhausplatz, das Bäumli und den Eulachpark habe es keine Bewerbung gegeben. Das Ausschreibeverfahren berücksichtigte verschiedene Kriterien. Am höchsten gewichtet wurde das Angebot, aber auch Nachhaltigkeit und Regionalität spielten eine Rolle.


  • DJ-Bobo-Fans gewinnen Winti-Sola: Letztes Jahr hatten sie noch für Britney Spears geschwärmt: Dieselben 12 Läufer:innen, die den 84-Kilometer-Rundlauf schon 2024 gewonnen hatten, waren mit anderem Namen vertreten. Trotzdem zogen sie auch dieses Mal an allen anderen Teams vorbei und gewannen den neunten Winti-Sola mit einer Zeit von 5:12:12, wie die Stadt in einer Medienmitteilung schreibt. Ausserdem nahmen auffällig viele Stadtratskandidierende teil. Ob das daran liegt, dass 2026 Wahljahr ist? Zur Rangliste.


  • Baukulturhaus sammelt 680’000 Franken: WNTI holte mit seinem Crowdfunding im April 150’000 Franken, noch etwas mehr hatte das Kraftfeld für seine Rettung Ende 2024 eingesammelt. Den Regionalrekord hatte 2020 aber das Albani gesetzt: 560’000 Franken gaben Winterthurer:innen damals in nur drei Wochen, um den Musikklub zu retten. Jetzt taucht ein neuer Stern am Sammel-Firmament auf: das Baukulturhaus. Mit den 680’000 Franken könne der Implenia ein konkretes Kaufangebot gemacht werden, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag.


  • Seemer:in? Dann frag den Stadtrat! Heute Abend stellt sich die Exekutive den Fragen der Quartierbewohnenden, genau wie in diesem Herbst schon in Töss und Veltheim. Um 19 Uhr geht es los in der Quartieranlage an der Kanzleistrasse 24. Nebst den Stadträt:innen werden auch Quartierpolizist:innen und die Leiterin Bildung, Susanne Bösch, anwesend sein. Wir berichten ausführlich am Freitag.


  • Mehr Platz zum Kämpfen: Das Kampfsportzentrum Winterthur hat ausgebaut. Neue Räume bieten moderne, grosszügige Trainingsflächen und verbessertes Equipment, wie es in einer Mitteilung heisst. Das Kampfsportzentrum bietet zum Beispiel Krav Maga an, ein israelisches Selbstverteidigungssystem, das Techniken von verschiedenen Kampfsportarten kombiniert. Zusätzlich führen die Trainer:innen Selbstverteidigungskurse für Frauen, Kindertraining, Yoga und weitere Kurse durch. Das Kampfsportzentrum ist Teil der Ars Pugnandi GmbH, welche Behörden und Organisationen in Bedrohungsmanagement, Prävention und Selbstschutz schult. (ks)

Rubrik: Wahr gesagt (Kolumne)

Kraftorte von Martin Frischknecht

Meine Buchen-Tankstelle

Platzhalterbild vom WNTI Team

Ich habe am Abend jetzt öfters ein Date. Mit drei Bäumen. Eigentlich sind es ja mehr. Elf habe ich in dem kleinen Park an der Weinbergstrasse gezählt. Doch in ihrer Mitte stehen drei Buchen, die alles übertreffen: In ihrer Höhe, Breite und Macht sind sie unvergleichlich. Werden Bäume von einer Generation gepflanzt, von der nächsten gehegt und begleitet, so darf die Generation der Enkel die Kraft ihrer Präsenz ernten. Einfach so.

Wer sich zu ihnen setzt, dem gewähren sie Schutz. Vor den sengenden Strahlen der Sommersonne, vor dem Betrieb der Stadt, vor den Nachklängen eines langen Arbeitstages.

Ich muss mit dem Velo einen Umweg fahren, um zu ihnen zu gelangen. Eine Abschweifung vom geraden, schnellen Weg nach Hause. Sie stehen leicht erhöht in einem wohlgeordneten Viertel der Stadt mit Einfamilienhäusern.

Mal für Mal präsentiert sich mir eine leicht andere Szenerie. Gelegentlich spielen Kinder mit dem Gerät, das sich ihnen hier anbietet. Einmal hörte ich einen Anwohner in seinem Garten am Telefon sprechen, Jogger keuchen vorüber, Jugendliche rollen zum Training vorbei. Alle sind sie mit etwas beschäftigt, alle haben ein Ziel.

Ich nicht. Hiersein und sitzen, reicht aus. Als ich doch mal ein Ziel hatte, musste ich über mich selber lachen. Unterwegs zu den Bäumen geriet ich vor eine Bahnschranke. Während ich wartete, bis die Schranke hochging, wurde ich ungeduldig: Platz da, ich habe eine Verabredung, ich will weiter! Eine Verabredung mit drei Bäumen, die sich seit gewiss hundert Jahren nicht von der Stelle rühren.

Wie lächerlich mir meine Geschäftigkeit da vorkam. Stundenlang könnte ich vor einer Bahnschranke warten und würde nichts verpassen. Züge, Autos, Menschen würden vorüberrauschen, in meinem Herzen wäre es ruhig. Gehalten von drei Bäumen.

Martin Frischknecht veröffentlicht «SPUREN – Magazin für Spiritualität und Ökologie» und praktiziert verschiedene Formen von Meditation. Zugezogen aus Zürich, fühlt er sich Winterthur heute so sehr verbunden, dass er die Kraftorte hier kennt.

Rubrik: Wärmstens empfohlen

EU-Botschafter in Winterthur

Wenn an einem Weihnachtsmarkt keine Kuchen mehr verkauft werden dürfen ‒ ist das tatsächlich die Schuld der EU?

Solche und weitere schlaue Fragen beantwortet dir bald der EU-Botschafter der Schweiz persönlich. Andreas Kühne ist seit dem 1. September im Amt und kommt auf Einladung der School for Management and Law der ZHAW nach Winterthur.

Wann: Mittwoch, 29. Oktober, 16.15 - 17.45 Uhr
Wo: ZHAW-Campus, Gebäude SM (O3.01)
Sprache: Englisch

Jetzt schwirrt mir der Kopf vor lauter Bühnenbau-Fachbegriffen, Theater-Namen und Architekturjargon. Gluschtig auf die neue Saison bleibe ich aber trotzdem. Welche Stadt kann schon von sich behaupten, die besten Ensembles des deutschsprachigen Raumes regelmässig im eigenen Theater zu haben?

Der Rest ist Schweigen.

Tizian

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