Viktor Giacobbo, Ende Mai wurde bekannt, dass Sie aus dem Verwaltungsrat der Casino Theater AG, Patrick Frey aus der Immobilien AG zurücktreten. Wie geht es ohne Sie dort weiter?
Viktor Giacobbo: Ich bin ja gar nicht weg, ich mache einfach keine Sitzungen mehr. Der Rest bleibt wie vorher. Wenn ich das so erkläre, sind die Leute beruhigt.
Also sind Sie nach wie vor involviert?
Ich bleibe Berater unserer künstlerischen Leiterin. Das haben alle so gewollt, insbesondere auch Léa Spirig selbst. Das Casinotheater ist zwar ein KMU, aber auch ein Haus von und für Künstler:innen. Wir wollten von Anfang an vermeiden, dass irgendwann einmal nur noch das «Business» entscheidet und nicht mehr die Kunst. Das stelle ich sicher. Und ich habe einen direkteren Zugang zu Unterstützern des Casinotheaters, diese Beziehungen werde ich weiterhin pflegen ‒ und die brauchen wir auch, denn wir sind wohl noch immer eines der grössten nicht subventionierten Theater der Schweiz.
Mussten Sie in der Kunst jemals intervenieren?
Ja, aber nur weil bei einer Produktion niemand ausser mir gewagt hatte, hinzustehen, um einen künstlerischen Reinfall zu verhindern – da funktionierte ich halt mal als Spielverderber.
In verschiedenen Medien hiess es, die neuen Personen brächten «neue Impulse». Jetzt kommt Beat Schwab, Jahrgang 66, VR-Präsident der Raiffeisen Winterthur und der Terresta.
Beat Schwab ist ja auch nicht künstlerischer Leiter, sondern wirtschaftlich perfekt vernetzt, um die Zukunft unseres Hauses zu garantieren. Die Aufgaben eines VR-Präsidenten und die künstlerische Theaterprogrammierung haben sehr wenig miteinander zu tun. Beat Schwab ist genau wegen seiner Ämter die perfekte Wahl für den VR. Und ausserdem besuchte bisher kein Verwaltungsrat häufiger unsere Vorstellungen als er.
Diese Verbindung zwischen Wirtschaft und Kunst war schon bei der Gründung des Hauses wichtig …
Genau. Geklappt hat das nur, weil wir als bekannte Künstler und Aktionäre einerseits selbst ins Risiko gingen und andererseits die richtigen Leute aus der Wirtschaft mit ins Boot holten. In meinem Fall war das zum Beispiel Peter Spuhler, mit dem ich schon lange befreundet bin. Ich spiele auf seinen Wunsch bei den Eisenbahn-Rollouts der Stadler AG und auch an seinen familiären Anlässen den Harry Hasler. Im Gegenzug sponsert er beispielsweise die Erneuerung der kompletten technischen Anlage in unserem Theater, die wir uns sonst nicht leisten könnten und die den gastierenden Künstler:innen zugutekommt. Die Geschichte ist beispielhaft für eine Zusammenarbeit, die nur im Casinotheater so funktioniert.
Wohlwollen kam aber nicht immer von allen Seiten. Gegen den Verkauf des Gebäudes durch die Stadt wurde das Referendum ergriffen.
Eigentlich waren alle Parteien dafür. Aber es gab einen Dissidenten aus der SVP, der dann zusammen mit dem Bund der Steuerzahler eine Volksabstimmung lanciert hat.