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| | Ein neuer Wochenstart, der erste Kaffee dampft – und ganz automatisch geht der Daumen wieder los: einmal kurz durch den Feed scrollen. Doch zwischen motivierenden Zitaten, Selfies aus dem Fitnessstudio und perfekt angerichteten Frühstücken verstecken sich auch Gefahren. Was in den sozialen Medien als Inspiration daherkommt, kann schnell zur Belastung werden, besonders für junge Menschen. Der ständige Vergleich mit scheinbar makellosen Körpern und «gesunden» Lebensstilen beeinflusst das eigene Körpergefühl und kann zu Essstörungen führen. In Winterthur entsteht nun ein Ort, der dem etwas entgegensetzt: Der Verein Libellenhaus plant die erste sozialpädagogische Wohngruppe für Jugendliche mit Magersucht in der Schweiz. |
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| Auch in der Schweiz sind Essstörungen weit verbreitet. (Symbolbild: Sombre) |
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| «Man will, dass jemand einen packt und aus dem Nebel wieder herauszieht.» So beschreibt Béatrice Wirth das Gefühl, als die Magersucht sie lähmte. Heute steht sie auf der anderen Seite. Nicht mehr im Nebel, sondern mit offenem Blick für andere. Vor rund einem Jahr hat sie den gemeinnützigen Verein Libellenhaus gegründet. Dort schafft sie einen Ort für Betroffene und Angehörige. Ein Ort, an dem niemand etwas beschönigen muss. |
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| | «Die Magersucht zieht in die Familie mit ein und bringt damit die Beziehungen zueinander in Gefahr.» Béatrice Wirth, Gründerin Verein Libellenhaus |
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| | Immer öfter erhält Wirth Anrufe wie: «Ich weiss nicht, ob meine Tochter magersüchtig ist.» Meist sind es Eltern, Geschwister oder Partner:innen, die unsicher sind, ob und wie sie helfen können. Die Angst ist gross, die Überforderung oft ebenso. Einmal im Monat treffen sich Ratsuchende aus Winterthur und Umgebung im Kulturzentrum der Alten Kaserne. Sie kommen in kleinen Gruppen zusammen, um sich auszutauschen, zuzuhören und sich gegenseitig zu stärken. Die Nachfrage hat in der letzten Zeit immer weiter zugenommen. Organisiert wird dieses kostenlose Austauschangebot gemeinsam mit der Organisation Mein Herz Projekt. |
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| «Die Magersucht zieht in die Familie mit ein und bringt damit die Beziehungen zueinander in Gefahr», so Wirth. Aus eigener Erfahrung weiss sie, wie schwer dieser Weg ist – und dass er möglich ist. Als Peer-Beraterin will sie den Familienangehörigen Halt geben und bietet den Austausch als kostenloses Angebot an. Dabei handelt es sich nicht um eine psychologische oder ernährungstherapeutische Beratung, sondern um einen Austausch, bei dem Betroffene und Angehörige offen über das Krankheitsbild sprechen, Fragen stellen, zuhören und besser verstehen lernen können. |
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| Béatrice Wirth hat den Verein Libellenhaus gegründet. (Bild: Verein Libellenhaus) |
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| Häufig ist die pädiatrische oder hausärztliche Praxis die erste Anlaufstelle für Familien, deren Kinder oder Jugendliche von Essstörungen betroffen sind. Die Beratungsstelle des Libellenhauses soll diesen Schritt erleichtern und die Betroffenen sowie ihre Angehörigen präventiv unterstützen. Wenn ein Klinikaufenthalt jedoch unausweichlich ist, fällt es den Betroffenen oft schwer, wieder in den Alltag zurückzukehren. Deshalb plant der Verein die erste sozialpädagogische Wohngruppe für Jugendliche mit Essstörungen in der Schweiz. Ziel ist es, den Jugendlichen einen klar strukturierten Alltag sowie eine umfassende, ganzheitliche Betreuung zu bieten. Die Wohngruppe Libellenhaus soll ihnen dabei helfen, Schritt für Schritt zurück in einen stabilen und selbstbestimmten Alltag zu finden. Die finanzielle Zusicherung und Bewilligung für das Projekt sind bereits im Gang. Für die Umsetzung benötigt der Verein rund eine halbe Million Franken und wird im Sommer ein Fundraising starten. Béatrice Wirth hofft, die Wohngruppe im nächsten Jahr eröffnen zu können. Und sie hat eine grosse Vision: «Ich stelle mir ein ganzes Zentrum für Betroffene und ihre Angehörigen vor. Und dass diese Idee auch ein Vorbild für andere Städte sein kann.» |
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| | «Das Schönheitsbild für Männer ist anders verpackt.» Béatrice Wirth, Gründerin Verein Libellenhaus |
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| | Essstörungen sind viel weiter verbreitet, als man oft annimmt – und sie treffen Menschen jeden Geschlechts. In der öffentlichen Wahrnehmung gelten sie jedoch oft noch immer als «Frauenthema». Doch Studien zeigen ein anderes Bild. So kommt eine neue Untersuchung aus den USA und Kanada zu dem Ergebnis: Mehr als jeder fünfte junge Mann erfüllt die Kriterien für eine Essstörung. Auch Béatrice Wirth beobachtet diese Entwicklung. «Das Schönheitsideal für Männer ist anders verpackt. Deshalb braucht es besonders viel Aufmerksamkeit und vor allem einen Blick für individuelle Unterschiede.» Essstörungen sind keine Modeerscheinung. Es sind ernsthafte Erkrankungen, die Menschen aus allen Altersgruppen, Geschlechtern und Lebenswelten betreffen. In der Schweiz sind laut Bundesamt für Gesundheit rund 3,5 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens von einer Essstörung betroffen. Damit ist die Häufigkeit in der Schweiz ungefähr so hoch wie in anderen industrialisierten Ländern. Die Gründe dafür sind laut Wirth vielfältig: gesellschaftlicher Druck, familiäre Dynamiken und psychische Belastungen. Auch die sozialen Medien können diesen Druck noch weiter befeuern. Täglich sehen wir Bilder makelloser Körper, oft bearbeitet oder operiert. Vergleiche entstehen fast automatisch – mit fatalen Folgen. Deshalb sei eine Früherkennung laut Wirth besonders wichtig: «Umso früher man die Krankheit erkennt, desto besser kann man sie steuern.» Auf die Frage, warum ausgerechnet die Libelle das Symbol ihres Vereins ist, muss Wirth nicht lange überlegen: «Für mich steht sie für Leichtigkeit und Beweglichkeit. Und sie schafft es trotz ihrer feinen, filigranen Form, immer wieder abzuheben und in die Lüfte zu steigen.» Auch sie selbst hat diesen Moment erlebt, in dem sie Kraft fand, der Magersucht entgegenzutreten und langsam wieder Boden unter den Füssen zu gewinnen. Heute möchte sie andere darin bestärken, Schritt für Schritt aus dem Nebel herauszutreten. |
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| «Archimedes träumt» in der Nagelfabrik
Die «Nagli» in Winterthur-Grüze feiert 2025 ihr 130-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass verwandelt sich die Schweizerische Nagelfabrik in ein faszinierendes Erlebnis mit inszenierten Rundgängen und künstlerischen Installationen. Besucher:innen erleben einen philosophischen Rundgang durch die atmosphärischen Hallen der Fabrik, begleitet von einer Erzählstimme. Dabei begegnen sie nicht nur Maschinen und Fabrikarbeiter:innen, sondern tauchen auch in Klangwelten und künstlerische Inszenierungen ein. Die Performance ist bereits ausverkauft, von uns liest du aber bald dazu. |
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| Scham in Schul-Garderoben nimmt zu: Wie die NZZ am Sonntag berichtet, nimmt die Scham unter Jugendlichen in Schul-Garderoben deutlich zu. Immer mehr Schüler:innen verzichten nach dem Sportunterricht auf das Duschen oder Umziehen – aus Angst vor Mobbing oder heimlichen Handyaufnahmen. Auch in Winterthur zeigt sich das Problem: In einem Sekundarschulhaus sollen vermehrt Schülerinnen direkt in Trainingskleidung zum Unterricht kommen, weil Mitschülerinnen heimlich beim Umziehen fotografiert wurden. Städte wie Zürich, Bern und Basel planen bereits bauliche Anpassungen mit Einzelkabinen.
Eine halbe Milliarde für Winterthurs Schulen: Die Zahl an Schüler:innen steigt deutlich schneller als die Bevölkerung und Winterthur kommt beim Schulraum nicht mehr hinterher. Mit einer neuen Immobilienstrategie will die Stadt nun in Neubauten investieren, Klassenzimmer effizienter nutzen und der Platznot begegnen. In den nächsten zehn Jahren sollen rund 500 Millionen Franken in die Schulinfrastruktur fliessen. Hier gehts zum ganzen Bericht. (tz)
Stadt stärkt Freiwilligenarbeit – mehr Geld für Benevol: Die Stadt Winterthur erhöht den jährlichen Beitrag an Benevol Winterthur um 20’000 Franken. Neu erhält der Verein 60’000 Franken pro Jahr. Der Stadtrat will so das grosse zivilgesellschaftliche Engagement würdigen und das Angebot von Benevol sicherstellen, wie er mitteilt. Im Jahr 2024 leisteten Freiwillige in den angeschlossenen Institutionen rund 250’000 Stunden Einsatz – das entspricht etwa 150 Vollzeitstellen.
Winterthur holt den Titel bei Jugend-Schachmeisterschaft: Die SG Winterthur gewinnt souverän das Nationalliga-A-Finalturnier der Schweizerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft. Mit einem 4:0-Sieg gegen Payerne im Halbfinal und einem 3:1-Erfolg gegen Titelverteidiger Echallens im Final sichert sich das Team um FM Johannes Rappazzo den dritten Titel in der Vereinsgeschichte. Sehr dazu zu empfehlen: Der Besuch von unserem Kollegen Sebastian bei der Schweizermeisterschaft.
Zwei Millionenprojekte kommen vor das Volk: Am 28. September 2025 entscheidet die Winterthurer Stimmbevölkerung über zwei städtische Vorlagen. Zum einen will die Stadt für 5,5 Millionen Franken ein Veloparking mit rund 750 Gratisparkplätzen im Axa-Gebäude an der Paulstrasse errichten. Zum anderen liegt ein Verpflichtungskredit von 36 Millionen Franken für die Erweiterung der Schulanlage Langwiesen in Wülflingen vor. Zudem könnte es im Notariatskreis Wülflingen-Winterthur zu einer Ersatzwahl kommen. Auf kantonaler und eidgenössischer Ebene stehen weitere drei Vorlagen zur Abstimmung.
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| In Winterthur gedenken wir den Opfern auf der Flucht und nennen sie beim Namen Am 21. Juni findet im Rahmen des Weltflüchtlingstags in und um die Stadtkirche Winterthur ein ganztägiges Programm mit Musik, Theater, Gesprächen und künstlerischen Beiträgen statt. Im Mittelpunkt steht das Gedenken an Menschen, die auf der Flucht nach Europa gestorben sind. Eine Kunstinstallation macht ihre Namen sichtbar und erinnert an die Umstände ihres Todes. Die Veranstaltung bietet Raum für Austausch über Flucht, Migration und Menschenrechte. |
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| | Wenn ich mich das nächste Mal in meinem Feed verliere – zwischen perfekten Pasta-Bildern und makellosen Strandkörpern – halte ich kurz inne. Und frage mich: Was macht das gerade mit mir? Und hey, auch wenn der Start in die Woche heute etwas nachdenklicher ausfällt: Ich wünsch dir einen guten Montag – und vielleicht einen kleinen Moment, in dem du dir selbst wohlwollend begegnest. All the best, deine Marit P.S.: Falls du jemanden kennst, der erste Anzeichen einer Essstörung zeigt: Zögere nicht, Unterstützung zu suchen – für dich oder andere. Du musst das nicht allein tragen. Hier findest du einen Überblick der Anlaufstellen. |
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