Historische Loks bedroht
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#16 | 8. Mai 2025 | Online lesen | Unterstützen

WNTI Wintibrief

Gioia Jöhri

Guete Morge Winti!

Ich war bis vor kurzem kein eingefleischter Bahnfan. Natürlich trauere ich dem GA nach, das ich mir nicht mehr leisten kann, seit mein Haushalt für das Familien-GA zu klein geworden ist. Gestern hat mich das Bähnlerfieber dann aber doch gepackt, als ich in oranger Leuchtweste über das Lindareal zwischen Bahnhof und KSW gestreift bin. Dort habe ich mir begeistert alte Loks und Bahnwagen angesehen. Die SBB aber haben auf dem Lindareal grosse Pläne, für die die historischen Loks weichen müssten.

Heute stehen hier mehr Autos als Züge. Früher lag hier statt einem Parkplatz noch ein Gleisbett. (Bild: Gioia Jöhri)

Auf dem Lindareal stehen drei Eisenbahndepothallen, in der ältesten fahren seit 1856 Züge ein und aus. Bei meinem Besuch vor Ort treffe ich im wohl aussergewöhnlichsten Büro von Winterthur, einem ausrangierten Baustellenwagen auf Schienen, auf Mitarbeiter der Firma Historic Rail Services (HRS). Das Unternehmen restauriert als einzige Firma in der Schweiz historische Eisenbahnwagen und hat am vergangenen Wochenende ihr fünfjähriges Jubiläum mit einer offenen Werkstatt gefeiert. «Mit dem Restaurieren von Bahnwagen haben wir unsere Nische gefunden. Viele Bähnlervereine interessieren sich vor allem für die Restaurierung von Loks», erklären mir die Mitarbeiter. Spontan werde ich auf eine Tour durch alle drei Hallen mitgenommen.

Der Dynamometerwagen in grün hat Baujahr 1913. (Bild: Gioia Jöhri)

Neben der Firma HRS hat sich der Verein «Dynamometerwagen» in der Halle eingemietet. Er kümmert sich um die Restauration und Instandhaltung des gleichnamigen Wagens. Der Bahnwagen wird oft gemietet und fährt in der ganzen Schweiz herum.

«Das Interesse am Dynamometerwagen ist riesig. Wir kommen gar nicht nach mit den Anfragen.»

Christoph Rutschmann, Verein Dynamometerwagen Winterthur

Christoph Rutschmann ist begeisterter Bahnfan und wünscht sich, dass die SBB die Gleisanschlüsse in ihrem grossen Immobilienprojekt «Lindareal» mitdenken. Ansonsten werde es für die Bahnnostalgiker:innen, die heute auf dem Areal eingemietet sind, nutzlos. «Ohne Gleisanschluss ist die heutige Nutzung tot.»

Das Lindareal zwischen den Bahnlinien nach Schaffhausen und St. Gallen (Bild: map.geo.admin.ch)

Das Projekt «Lindareal» der SBB will das Areal zwischen Rundstrasse, Lindstrasse und Gleisfeld umgestalten zu einem «neuen Stadtquartier und Begegnungsort, der Wohnen, Arbeiten, Bildung und Freizeit vereint», wie es auf der Projektwebsite heisst. Die drei Hallen sind alle denkmalgeschützt und sollen grösstenteils erhalten bleiben. Restaurants sollen den neu geschaffenen Wohnraum beleben und auch die ZHAW hat bereits Interesse angemeldet. Ein nutzbarer Gleisanschluss gehört jedoch nicht zu den Plänen.

Erste Visualisierung der Umgestaltung des Lindareals (Bild: lindareal.ch)

Ebenfalls betroffen von den Plänen ist das Team Winterthur der SBB-eigenen Stiftung SBB-Historic. Es hält diverse Loks in Schuss, die in der ältesten Halle von 1856 beheimatet sind. Im roten Riegelbau riecht es nach Öl, als wir zwischen den alten Elektroloks hindurchschreiten. Dieses Erbe der Industrie- und Eisenbahnstadt Winterthur sei wichtig, erklärt mir Martin Hausammann, der das Team Winterthur präsidiert.

«Die Industriekultur darf in Winterthur nicht vergessen werden.»

Martin Hausammann, Präsident Verein SBB Historic Team Winterthur

Neu und alt nebeneinander: Ein moderner Zug neben der knapp 170-jährigen Halle (Bild: Gioia Jöhri)

Auch Christoph Rutschmann weist darauf hin, dass Winterthur ohne die Maschinen- und Lokomotivindustrie, beispielsweise mit der Firma SLM, nicht zur Stadt geworden wäre, die sie heute ist.

«Auf dem Lindareal brennt die letzte Flamme der Industriestadt Winterthur.»

Christoph Rutschmann, Verein Dynamometerwagen Winterthur

Auch eine Lok der «Sensetalbahn» hat in Winterthur eine neue Heimat gefunden. Der blaue Wagen rechts wird von HRS gerade restauriert. (Bild: Gioia Jöhri)

Dass die Öffentlichkeit viel zu wenig Bescheid wisse über das historische Eisenbahnerbe von Winterthur solle sich in Zukunft ändern, so Rutschmann. «Uns schwebt ein Museum vor, das lebt und die Industrievergangenheit erleb- und im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar macht.» Mit der SBB-Projektleitung zur Umgestaltung des Lindareals sei man im Austausch.

Die Mietverträge aller Parteien für die Hallen laufen vorerst noch bis 2030. Bis dahin erhofft sich Rutschmann, dass die Vereine eine gemeinsame Lösung mit den SBB werden finden können. Man wolle das Projekt verbessern und nicht verhindern. «Der Zug ist noch nicht abgefahren.»


Rubrik: Wärmstens empfohlen

Nostalgiefahrt für Bähndlerfans

Auf dem Lindareal habe ich zwar keine Dampfloks gesehen, sondern bereits elektrisch betriebene Loks. Wer trotzdem Lust auf eine Nostalgiefahrt hat, kann dies ab diesem Monat jeden zweiten Sonntag von Bauma nach Hinwil wieder machen. Die nächste Dampflok startet am 18. Mai um 9.30 Uhr in Bauma.

          (Bild: Instagram / Marcel Keller)

Rubrik: Was lauft?


  • Christian Huggenberg wird neuer Präsident des Historischen Vereins: An der gestrigen GV des HVW wählten die Anwesenden Christian Huggenberg zum Präsidenten. Huggenberg möchte sich vermehrt für «die Verjüngung und Attraktivität des Vereins» einsetzen, sowie das Thema Geschichte in Winterthur weiter fördern. Es sei wichtig, dass eine Stadt wie Winterthur ein Geschichtsbewusstsein habe und dieses auch vermittle, beispielsweise mit dem Museum Lindengut.


  • Rieter übernimmt Chemiefaser-Geschäft von Oerlikon: Für 713 Millionen Franken kauft Rieter die Oerlikon-Tochter Barmag, die als global führend in Anlagen zur Herstellung von Chemiefasern gilt. Die Firma Rieter wird damit ihren Umsatz auf einen Schlag verdoppeln. Das Unternehmen möchte damit seine

    «Wachstumsstrategie beschleunigen und Marktführer bei Natur- und Chemiefasern werden», wie es in der Medienmitteilung heisst.


  • Eine Woche im Erwachsenenleben: In der Projektwoche der 5./6. Klassen des Schulhaus Neuhegi sollen die Schüler:innen ins Arbeitsleben der Erwachsenen eintauchen und auch gleich selbst eine Firma gründen, Produkte planen, herstellen und verkaufen. Die vier Klassen verkaufen an verschiedenen Tagen ihre Produkte: Es gibt Badesalz, Stoffprodukte, Konfitüren und vieles mehr. Heute verkauft die Klasse 5b im Zentrum Neuwiesen.


  • Eisweiherquartier erhält klimafreundliche Wärme: Das Quartier hat sich entschieden, fürs Heizen von Erdgas auf Abwärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage umzusteigen. Dafür hat der Stadtrat einen Kredit von 200’000 Franken bewilligt. Wer sich für die technischen Details interessiert, wird in der Medienmitteilung der Stadt fündig.

Rubrik: Winti weiss

Das Bahnerbe hat auch eine dunkle Seite

Falls du wie ich regelmässig nach Zürich pendelst, ist er dir vielleicht schon aufgefallen: der Bähnlerfriedhof. Der Miniaturfriedhof mit Grabsteinen und einer eigenen Minikirche ist unterhalb der Unteren Vogelsangstrasse angelegt und über eine Treppe erreichbar. Es hat keine echten Gräber dort, aber der Minifriedhof soll an verstorbene Rangierarbeiter vom ehemaligen Rangierbahnhof Winterthur erinnern, die bei ihrer gefährlichen Arbeit verstorben sind.

Die Grabsteine am Bähnlerfriedhof sind unsichtbar im Gestrüpp, aber die Kirche hat eine gute Aussicht auf das Gleisfeld (Bild: Gioia Jöhri)

Ich hoffe, dass du nun vor lauter News lesen nicht auf den Zug rennen musst. Und wenn schon, dann schau nachher zum Verschnaufen aus dem Fenster. Wenn du in Richtung Zürich fährst, erwartet dich der Bähnlerfriedhof auf der linken Seite. Und wenn es Richtung St. Gallen oder Schaffhausen geht, kannst du einen Blick auf das Lindareal erhaschen.

Bis bald und hebet’s guet,

Gioia

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