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Letzte Woche ging's für mich hoch hinaus. Trotz leichter Höhenangst habe ich mir mutig den Bauhelm aufgesetzt und bin mit Eric Allmendinger, Inhaber und Geschäftsführer der Vivo Immobilien AG auf das Gerüst am Gebäude «181.3» auf dem Lagerplatz gestiegen, um mir die Umbauarbeiten am letzten Gebäude des «Mikrokosmos Lagerplatz» genauer anzusehen. Bis Ende 2025 wird dort der letzte Rest des Sulzer-Metallstaubs weggefegt sein. Der Geist der Industrialisierung aber bleibt wohl noch lange in den alten Wänden sitzen. |
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Wer sich durch das Baustellen-Gewusel bis auf das Dach hinauf traut, wird mit einer fantastischen Aussicht über den Lagerplatz und Winterthur belohnt. (Bild: Maria Wyler) |
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Zugfahrenden Richtung Zürich ist bestimmt schon die Wintergartenfassade, welche sich zu den Gleisen hin präsentiert, aufgefallen. Sie gehört zu «181.1», einem von drei Teilen der alten Schiffbauhalle «181», und wurde bereits vor elf Jahren saniert und aufgestockt. Den mittigen Gebäudeteil, «181.2», macht die grosse Halle aus. Die Sulzer AG, welche von 1873 bis 1997 auf dem Lagerplatz zu Hause war, nutzte sie anfänglich für die Herstellung von Schiffen, Schiffsbauteilen und verschiedenen Motoren. Später diente sie der Produktion von Pumpen, Turbinen und anderen Maschinen. Die Halle bleibt bis auf die Dachsanierung im ursprünglichen Zustand und wird auch künftig als Lagerfläche genutzt. Zudem beherbergt sie weiterhin das Dampfzentrum mit seiner Sammlung historischer Dampfmaschinen, welche nach dem Umbau noch erweitert wird. «181.3», der dritte Teil, wurde um vier Geschosse aufgestockt. Die Aussicht ist toll – nicht nur vom Dach. Die noch staubigen und mit Leitern verstellten Räumlichkeiten machen Lust, einzuziehen. Mir gefallen die erneuerten Dreiecks-Oblichter, welche sich über das Dach verteilen und den obersten Räumen besonderen Industriecharme und viel Licht bescheren. Die Einheiten im 2. OG mit historischer Hallendecke im Originalzustand, sichtbarem Stahl-Fachwerk und Holzschalung eignen sich laut Allmendinger besonders für die Büronutzung. |
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Oblichter werden gerne bei Industriebauten eingesetzt anstelle von künstlicher Beleuchtung, oder um diese zu reduzieren – aber auch aus ästhetischen Gründen. (Bild: Maria Wyler) |
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Im Erdgeschoss entstehen zur Gasse hin geöffnete Gewerberäumlichkeiten mit eigenen Eingängen. Alle verfügen über einen direkten Zugang zu einer Lagerfläche, welche bei Bedarf dazu gemietet werden kann. Sie sind für produzierendes und kreatives Gewerbe, mit oder ohne Laufkundschaft gedacht. Die vorherigen Mietenden sind bereits Ende 2023 in Provisorien umgezogen. Besonders gefragt waren die Wohnateliers, welche in der Aufstockung entstehen und sich auf vier Geschosse verteilen. Alle 22 sind bereits vergeben. Es soll hier Arbeit und Wohnen vereint werden, die Ateliers dienen als Haupt- oder Zweitwohnsitz. Allmendinger betont, dass hier der Schwerpunkt auf dem Gewerbe und nicht auf dem Wohnen liegt. Mietende mit hohen Wohnansprüchen wie ausgesprochen viel Ruhe und Privatsphäre seien hier fehl am Platz. Partygäste sollen zum Beispiel im «Krafti» feiern können wie bisher. |
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Die Wohnateliers bestehen alle aus einem offenen Raum und verfügen über Küche und Bad. Es gibt verschiedene Grössen und Grundrisse. (Bild: Maria Wyler) |
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Im EG und unter dem Dach gibt es übrigens noch verfügbare Flächen. Mich hat interessiert, auf welche Art von Gewerbe wir uns freuen können. «Insbesondere in den EG-Flächen möchten wir keine reinen Büronutzungen. Diese sollen dem Handwerk oder Nutzungen mit Öffentlichkeitscharakter zur Verfügung stehen», so Allmendinger. Da die Verwaltung mit vielen Interessierten noch in den letzten Abklärungen sei, könne er jedoch noch nicht zu viel verraten. Dass eine Bäckerei im Gespräch sei, hat er mir bestätigt. Allerdings müssen noch diverse Auflagen geklärt werden. Was schon klar ist: Auch die Nutzung der Wohnateliers in den oberen Geschossen wird neu viele Besuchende des Areals in den hinteren Bereich locken. Bereits Verträge unterschrieben haben unter anderem Therapieangebote, eine Schneiderei und ein Fotostudio. Auch gibt es Planungsbüros, diverse Kunstateliers und einen Kosmetik- und Haarsalon. |
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Stefanini-Film Wer sich für den Lagerplatz und Gebäudegeschichten in Winterthur interessiert, fängt mit dem Film «die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» gleich zwei Fliegen auf einen Klapf. Der Besuch des Kino Cameo lässt sich gut mit einem Blick auf die besagte Baustelle verbinden. Dort läuft der Film für Kurzentschlossene heute Abend um 17.15 Uhr und dann noch an genau fünf Tagen bis und mit 14. Mai. Die Dokumentation von Thomas Haemmerli erzählt die Lebensgeschichte des Immobilienunternehmers und Kunstsammlers Stefanini. Sie kehrt das Innerste dieser kontroversen Winterthurer Figur heraus und ist fast ein Muss für eingefleischte Winterthurer:innen. |
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Kein Tunnel für Neuhegi: Seit mehr als zwei Jahrzehnten steht es fest – Hegi braucht eine Zentrumserschliessung. Nicht nur das Quartier, der ganze Stadtteil wächst rasant, und schon 2013 vermerkte die Stadt in einem Planungsbericht: Für Neuhegi und das Grüzefeld werde mindestens eine Verdoppelung der Personenbewegungen angenommen. Selbst wenn der Anteil des motorisierten Individualverkehrs von 55 auf noch 30 Prozent gesenkt werden könnte, würden Busse künftig zu spät kommen und Probleme auf diversen Zubringerstrassen entstehen. Genauso ist es seither passiert. Und das Projekt, das Abhilfe hätte schaffen sollen, ist nun wegen zu hoher Kosten sistiert. Das teilte die Stadt gestern mit. Nach mehreren geplanten und wieder verworfenen Varianten war die bisher aktuellste Lösung ein Tunnel, der von der Autobahnausfahrt A1 bis zum Ohrbühlkreisel hätte führen sollen. Doch dieser koste statt ursprünglich veranschlagten 160 bis 200 nun 350 bis 530 Millionen Franken. Dies sei in der Vorstudie ermittelt worden. Die Kosten würden zwar grösstenteils vom Kanton getragen, dieser schätzt die Finanzierbarkeit jedoch genauso schlecht ein wie die Stadt. Nun will man im Tiefbauamt an den vorhandenen Stellschrauben drehen: Einerseits soll der Strassenverkehr so weit optimiert werden wie möglich. Andererseits sollen Autofahrende umsteigen. Zum Beispiel aufs Velo oder den Bus, um damit ab Ende 2026 über die Grüze-Querung zu fahren.
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Die acht geplanten Tunnelvarianten aus der Vorstudie (Bild: Stadt Winterthur). |
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Parkplätze für Motorräder: Dass viele von ihnen ersatzlos aufgehoben wurden, muss ein Gerücht oder ein Missverständnis sein. Oder eine Tatsache, die zeigt, dass es in Winti sehr viele Töffparkplätze gegeben haben muss. Da ich finde, jedes Zweirad hat ein Plätzchen verdient, bin ich mit meinem Drahtesel auf die Suche nach ebendiesen. Bis auf einen habe ich alle von der Stadt angegebenen gefunden. Lediglich der Abstellplatz nördlich des Altstadtschulhauses wurde im Rahmen der Sanierung des Stadtgartens aufgehoben.
Fiese Masche: In Seen haben zwei Schüler des «Büeli» (Schulhaus Büelwiesen) für ein erfundenes Klassenlager in Davos an Haustüren von Privatpersonen gebettelt. Bewaffnet waren sie mit einem «lausigen Fötzel», wie Herr Gubler dem Landboten erzählte. Er gab den Jugendlichen Geld, obwohl er skeptisch war, ihnen aber keine bösen Absichten unterstellen wollte.
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Die Katze ist los Keine Angst – der Zirkus Knie, der diese Woche in der Stadt ist, hat seit 2004 keine Raubtiere mehr. Die Stapo postete gestern auf Instagram, dass in Wülflingen eine ausgesetzte Katze gefunden wurde. Laut Medienstelle stimmt es nicht, dass dieser Verstoss gegen das Tierschutzgesetz im Frühling öfter vorkommt als sonst – und zum Glück im Allgemeinen nicht oft. |
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Immer nur Gorgonzola Invasive Ameisen, welche der SBB das Leben schwer machen (Der Landbote berichtete), treiben auch auf dem Lagerplatz ihr Unwesen. Überprüfe unbedingt nach einem Abstecher dorthin deine Kleidung auf blinde Passagiere. Insider-Tipp: Tapinoma-Ameisen riechen nach Gorgonzola, wenn man sie zerreibt. |
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Gorgonzola (Bild: ETH Zürich, Bildarchiv) |
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Claudio («Aimer») aus dem Neuwiesen-Quartier |
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Was bedeuten dir deine Spraydosen? Wenn ich sie in der Hand halte, hat das eine beruhigende Wirkung. Ausserdem mache ich mit ihnen den Menschen Freude. Viele bleiben stehen, die Reaktionen sind vorwiegend positiv. Wie kommt es, dass du hier an der Rundstrasse eine Mauer besprayst?
Mir ist die Mauer ein paar Mal aufgefallen und irgendwann habe ich die Eigentümerin gefragt, ob ich die Mauer bemalen könne. Sie war sofort einverstanden und die Stadt auch. Ich machte ein paar Vorschläge, die Eigentümerin hat die Amsel ausgewählt. Die Schrift ist eine Art «doodle grid», das mir zur Orientierung dient. Machst du das öfter? Ich würde gerne vom Sprayen leben und nehme liebend gern Aufträge entgegen. |
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Falls ich dich heute nicht um 8 auf einen Kaffee an der öffentlichen Blattkritik bei uns an der Obergasse 3 sehe – was wirklich sehr schade wäre – wünsche ich dir trotz allem noch ein schönes vorosterliches Ausplempern. Vill Liebi – Maria |
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