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Manchmal bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten und Tee zu trinken. So auch in der Sache mit der Technikumstrasse. Am Mittwoch berichtete ich von einer Medienkonferenz, deren Hauptanliegen der Erhalt der Bäume entlang der Technikumstrasse war. Heute lassen wir die Stadt zu Wort kommen. Auch Ruedi Weigold muss abwarten. Aber zum Tee trinken hat er keine Zeit: Der Geschäftsinhaber von Bolli Modestoffe sucht ein neues Geschäftslokal und das ziemlich unfreiwillig. Unten mehr dazu. |
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| So soll die Technikumstrasse nach der Sanierung aussehen. (Bild: Stadt Winterthur) |
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| Ein grosser Teil der Kastanienbäume vor dem Technikum wird der Strassensanierung weichen müssen, das sagen die aktuellen Pläne. Im Moment ist das Projekt durch den Stadtrat festgesetzt und es läuft ein Rechtsmittelverfahren aufgrund eines Rekurses. «Es ist nicht der Zeitpunkt, wo man etwas verändern kann», so Michael Graf vom Baudepartement der Stadt Winterthur. Mit der Pressekonferenz von vergangener Woche wolle man politischen Druck ausüben. Er betont, Bevölkerung, Verbände und Betroffene hätten sich im Rahmen des Strassengesetzes schon zweimal einbringen können, diverse Anliegen seien in das Projekt aufgenommen worden. |
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| Ich habe letzte Woche geschrieben, dass «zahlreiche Rekurse» eingereicht worden seien. Das war nicht richtig. Bei den sogenannten Auflageverfahren nach Strassengesetz gibt es verschiedene Stufen. Bei der ersten, dem Mitwirkungsverfahren, können sich mittels Einwendungen alle äussern. Im zweiten Schritt, dem Auflageverfahren, können alle, die direkt betroffen und legitimiert sind, eine Einsprache einreichen. Derer gab es zahlreiche. Rekurse jedoch gab es nur einen. Er wurde in der dritten Phase gegen die Projektfestsetzung des Stadtrates ergriffen und wird aktuell durch den Regierungsrat behandelt. Der Rekurs deckt inhaltlich die gleichen Punkte ab, wie an der Medienkonferenz letzte Woche gefordert. |
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| In den nächsten Monaten wird eine juristische Klärung vorliegen. Die Stadt kritisiert, dass die Verkehrsverbände diese nicht abwarten wollen. Sie betont auch, dass eine Prüfung aller Bäume punkto Vitalität und Lebenserwartung stattgefunden habe, worauf die Stadt entschied, die sechs besonders markanten und gesunden Bäume der hinteren Baumreihe zu erhalten. Viele der übrigen Bäume hätten eine begrenzte Lebensdauer aufgrund fehlender Baumquartiere und der Lage über der Tiefgarage, zwei in der vorderen Reihe hätten bereits wegen Stammfäulnis gefällt werden müssen. Zum Argument, dass ein Umbau durchaus auch mit den bestehenden Bäumen möglich sei, sagt die Stadt, dass nicht der neue Querschnitt das Problem sei, sondern die in jedem Fall notwendige Baustelle. Sie würde die Wurzeln in Mitleidenschaft ziehen, was zum Absterben der Bäume führe. Zudem würde eine Sanierung mit Beibehalt der vorderen Baumreihe die Baustelle stark verkomplizieren und verlängern. Zur Verkehrssicherheit sagt die Stadt, eineinhalb Meter breite Velostreifen und drei Meter Fahrbahn vor dem Technikum seien zwar nicht grosszügig, aber in der Norm und deutlich besser als bisher. Die vermeintlich zu schmalen Velostreifen sind Bestandteil des eingereichten Rekurses, der gerade geprüft wird. «Die jüngste Inszenierung stellt die stattgefundene Mitwirkung und die Prozesse nach Strassengesetz auf den Kopf. Durch Maximalforderungen und die Drohkulisse der parlamentarischen Ablehnung des Kredits wird die dringend nötige Sanierung von Kanal und Strasse womöglich auf Jahre blockiert und werden Verbesserungen für ÖV, Velo und Fussverkehr leichtfertig aufs Spiel gesetzt», schreibt Graf. Auch die Grüne Winterthur teilt die Fundamentalkritik am Projekt Technikumstrasse nicht. «Wir vertrauen grundsätzlich den städtischen Spezialisten und Erfahrungen aus anderen Projekten», schreibt die Partei in einer Medienmitteilung. Einen Ersatz der Bäume erachtet sie als unumgänglich, den Verzicht auf einen Mittelstreifen hingegen für zweckmässiger. Auch von Seiten der SP wird der starke Gegenwind kritisiert. Dass seit Jahren gegen wichtige Strassenprojekte vorgegangen werde, blockiere systematisch erklärte Ziele der Stadt. Eine konstruktive Zusammenarbeit mit Verbänden, die sich für Velo-, Fussverkehr und Stadtklima interessieren, müsse eigentlich naheliegen. Man befürchtet, dass das Projekt blockiert und damit eine dringend nötige Sanierung verhindert wird. Die Verfasser:innen des Appells haben betont, man wolle keine Verzögerung. Bleibt zu hoffen, dass bald ein Entscheid vorliegt, der akzeptiert wird. Das Parlament sagt nur ja oder nein, ein Vielleicht gibt es nicht. |
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| | «Bis Ende Jahr will ich wissen, wie es weitergeht.» Ruedi Weigold, Geschäftsführer Bolli |
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| | Ein klares Nein – das hat Ruedi Weigold bekommen. 2013 übernahm er das Bolli Textilwarengeschäft von seinem Vater, davor gehörte es dessen Onkel. Seit 26 Jahren ist Bolli an der Steinberggasse 12/14 zu Hause. Während ich mit Ruedi Weigold in der Riva Bar sitze, halten immer wieder Personen an unserem Tisch für ein kurzes «Hallo» und einen Schwatz. «Scho en Chäs, hä», sagt ein Kollege. Was ist passiert? Anfang Jahr erfuhr Weigold, dass es einen Hausbesitzerwechsel geben würde. Im April wurde er darüber informiert, dass die Miete verdoppelt wird. Wie die Winterthurer Zeitung bereits berichtete, war schnell klar, dass das Geschäft zügeln muss. «Wir sind ein Kleinunternehmen, wir können nicht plötzlich das Doppelte zahlen», so Weigold. Wie auch der Landbote schreibt, haben sich die Parteien vor der Mieterschlichtungsstelle getroffen. Die einmalige Mieterstreckung von zwei Jahren und acht Monaten ohne Mietzinserhöhung habe der neue Eigentümer beim Mietgericht angefochten. |
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| Ruedi Weigold schaut nach vorne. (Bild: Maria Wyler) |
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| Trotz der misslichen Lage sieht es Weigold auch positiv: «Es ist eine Chance. Mit einem Neustart haben wir die Möglichkeit, den Betrieb zu überdenken und Dinge zu optimieren.» Dass Bolli in der Altstadt bleiben kann, hält er für unwahrscheinlich. Für den Geschäftsmann ist die Steinberggasse mehr als nur der Ort, wo der Bolli steht. Er ist Präsident des Vereins Steinberggasse und Metzggasse und Mitglied bei der City-Vereinigung Junge Altstadt. Wenn er in der Grüze oder in Wülflingen lande, sei wohl auch das vorbei, sagt er. Davor, dass er seine Kundschaft verliert, hat Weigold keine Angst. Wichtig sei, dass man am neuen Ort vorfahren könne – wegen der Nähmaschinen. Bis zu 400 Personen gehen täglich im Textilwarengeschäft ein und aus. «Die werden auch der Steibi fehlen», meint Weigold. Für den Neuaufbau hat er bereits einen Unternehmensberater am Start. Da er den Laden im Rohbau übernommen habe, gehöre praktisch alles ihm, was da drin sei, erzählt er. Mit einem Flyer bittet er die Stadt um Hilfe bei der Suche. «Bis Ende Jahr will ich wissen, wie es weitergeht», so der Geschäftsführer. Zum Glück habe er ein super Team. Dass er die 32 Angestellten möglichst nahtlos weiterbeschäftigen kann, ist ihm das wichtigste Anliegen. Trotz Abschiedsschmerz und Unverständnis ist der Inhaber guter Dinge: «Das schaffen wir.» Bolli ist froh um deine Mithilfe. Gesucht werden konkret: 400 bis 500 Quadratmeter Verkaufsfläche, 100 bis 200 Quadratmeter für Büro, 300 bis 400 Quadratmeter Lager, Werkstattfläche und Schulungsräume für Nähkurse. |
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Landi in Sicht: Die neue Mieterin im Vitus-Areal an der Klosterstrasse ist niemand anderes als die Landi. Seit der Schliessung der Filiale an der Schaffhauserstrasse gab es hierzulande keine Landi mehr. Wie der Tössemer verriet, ist die Ladeneröffnung auf März/April 2026 geplant. Er schreibt ausserdem, dass es im ehemaligen Portierhaus an der Klosterstrasse ein «Kafi Frosch» gebe. Den gleichen Namen habe einst die «Gemeindestube» gehabt. Wer das neue Kafi betreiben wird, sei noch nicht bekannt.
Stadtpark-Spielwelt: Der blaue Spielplatz wird komplett erneuert. Wie die Stadt gestern mitteilte, soll er Ende Jahr fertig sein. Auch beim Primarschulhaus Altstadt gebe es einen öffentlich nutzbaren Spielplatz. Sechs Firmen hatten Vorschläge für die Gestaltung eingereicht, die beiden Projekte «Polis» und «Observatorium» des Winterthurer Ateliers Schelb und Partner AG machten das Rennen. Ersteres wird eine Art Spielkosmos mit Eingangstoren, Dorfplatz, Häusern, Dorfladen und Sitzgelegenheiten. Für den mehrstämmigen Ahorn, der dem Projekt weichen muss, werden sechs neue, klimaresistente Bäume gepflanzt. Das «Observatorium» richtet sich gestalterisch am Schulalltag. Budgetiert sind laut Stadt knapp 500’000 Franken.
Achtung Fuchsräude: Laut Stadtgrün nimmt die hochansteckende und auf Haustiere übertragbare Hautkrankheit in Winterthur zu. Für betroffene Wildtiere ist sie tödlich. Insbesondere Hunde und Katzen sind einem erhöhten Krankheitsrisiko ausgesetzt. Eine Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt, aber auch mit Fuchskot, abgefallenen Haarbüscheln oder Hautschuppen. Kranke Füchse erkennt man daran, dass sie stark abgemagert sind und am struppigen Fell. Sie zeigen sich häufig tagsüber. Die Stadt ruft dazu auf, Beobachtungen umgehend der Polizei oder der Wildhut zu melden und Füchse nicht zu füttern.
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| Geschichte vor Ort von Regula Geiser |
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| Erinnerungen an Sophie Schaeppi |
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| Im 19. Jahrhundert war es keine Selbstverständlichkeit, dass auch Frauen eine künstlerische Laufbahn einschlugen. «Mir wei känner Wiiber» postulierte Ferdinand Hodler, und die meisten Kunstschulen nahmen keine Frauen auf. Die Winterthurer Malerin Sophie Schaeppi (1852-1921) hat es dennoch geschafft und zählt zu einer der Wegbereiterinnen der Schweizer (Frauen)kunst. |
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| Die Winterthurer Künstlerin Sophie Schaeppi (1852-1921) in ihrem Atelier, um 1900. (Bild: bildarchiv.winterthur.ch) |
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| Nach Privatunterricht in Winterthur besuchte sie in München eine der wenigen Kunstschulen «für Mädchen». 1874 folgte Paris, die damalige Kunststadt schlechthin, wo sich Sophie Schaeppi zur professionellen Künstlerin entwickelte. Sie knüpfte Kontakte, erhielt Aufträge, nahm an Ausstellungen teil, blühte auf. Doch dann kam das abrupte Ende. 1893 gab Sophie Schaeppi dem Erwartungsdruck ihrer Familie an eine unverheiratete Tochter nach und kehrte nach Winterthur zurück, um sich nach dem Tod der Mutter um den Vater zu kümmern. Sie blieb zwar weiterhin künstlerisch tätig – erhielt Aufträge für Porträts und arbeitete als Fayencemalerin für die bedeutende Pariser Keramikmanufaktur von Théodore Deck – doch das unabhängige Künstlerinnenleben in Paris fehlte ihr. Sie war unglücklich und litt an Migräne und Augenkrankheiten. 1921 starb Sophie Schaeppi, in bescheidenen Verhältnissen in ihrer letzten Bleibe im Hotel Glockenhof in Zürich. Ihre Bilder aber leben noch und sind zurzeit in einer Kabinettausstellung im Schloss Kyburg zu sehen. «Refugium Kyburg» heisst die kleine Ausstellung und dauert noch bis zum 31. Oktober. Auch zu lesen gibt es bald von Sophie Schaeppi: Anfang 2026 erscheinen Auszüge aus ihren Tagebüchern in der Reihe Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. |
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| | Unter der Rubrik «Geschichte vor Ort» schreiben verschiedene Autorinnen und Autoren aus dem Geschichtennetzwerk Winterthur. Regula Geiser ist Historikerin und betreut das Bildarchiv der Winterthurer Bibliotheken |
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| Fertig lustig! Abhauen lohnt sich nicht. Am 19. und 25. September entzog sich der gleiche Motorradlenker in Winti einer Polizeikontrolle. Nun konnte der 18-Jährige laut der Stapo identifiziert und am Freitag aufgegriffen werden. Er wird wegen verschiedenen Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz sowie wegen Hinderung einer Amtshandlung angezeigt. |
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| | Phu, das war ganz schön viel für so einen normalen Mittwoch. Ich schicke dir viel Energie für den Tag und eine extra Portion Geduld, falls du auf etwas wartest. Machs guet, deine Maria |
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