SVP, MFW und ein Grossaufgebot der Polizei
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#74 | 15.8.2025 | Online lesen | Unterstützen

WNTI Wintibrief

Tizian Schöni

Wo- Wo- Wohnige!

Anfang Juni standen in Winterthur 104 Wohnungen leer ‒ von insgesamt fast 59’000 auf Stadtgebiet. Das sind 0,18 Prozent ‒ zwar ein leichter Anstieg, wie die Stadt gestern in einer Medienmitteilung schrieb. Doch die Leerwohnungsziffer «bleibt weiterhin auf tiefem Niveau».

Die tiefe Leerwohnungsziffer von Winti im Vergleich mit den Nachbargemeinden. (Bild: WNTI)

Vielleicht deshalb hatte sich die SVP den Neumarkt mitten in der Altstadt zur Ausrichtung ihres Sonderparteitags ausgesucht, um die kantonale Initiative «Recht auf Heimat ‒ Wohnige für eusi Lüüt» zu lancieren. 200 Mitglieder fanden sich am Mittwochabend im Festzelt ein. Drinnen spielte Ländler, draussen brannten Konzertgänger:innen der Musikfestwochen an Polizeigittern an. Der Platz war abgeriegelt. Die Sperrung hatte zur Folge, dass die MFW den Zugang zum Gelände von der Metzgasse her schliessen mussten.

«Die letzten zwei Tage waren wir konstant dran», sagt Lotta Widmer, Mitglied der MFW-Geschäftsleitung. Dass der SVP-Anlass und eine Gegendemo parallel stattfinden, hätten sie über Social Media erfahren. «Für uns ist der Neumarkt die Hauptverkehrsachse», sagt Widmer. Bandtransporte und Logistik, die normalerweise über diesen Zugang laufen, mussten umdisponiert werden. «Wir hätten es begrüsst, wenn sich die Verwaltungspolizei früher mit uns abgesprochen hätte.» Schon am Nachmittag habe der Lesesommer mit über tausend Kindern in der Steinberggasse stattgefunden. Um das Gelände zu verlassen, mussten die Besuchenden einen Umweg in Kauf nehmen. Eine WNTI-Leserin, die an den MFW dabei war, fragte diese Redaktion etwas zugespitzt: «Werden Veranstaltungsbewilligungen nach Gutdünken oder nach Regeln ausgesprochen?»

«Werden Veranstaltungsbewilligungen nach Gutdünken oder nach Regeln ausgesprochen?»

WNTI-Leserin

Auf Anfrage sagt eine Sprecherin der Stadtpolizei, das Gesuch sei bereits im Frühling bewilligt worden. Damals habe man es als unverhältnismässig betrachtet, die Veranstaltung nicht zu bewilligen. Nach der Ankündigung der linken Störaktionen habe man der SVP einen Tag vor der Veranstaltung den Teuchelweiherplatz als Alternative angeboten.

Das bestätigt auch Marco Calzimiglia, Parteisekretär der kantonalen SVP. Aber so kurz vorher habe man den Anlass nicht verschieben können oder wollen, zumal die Verursacher des Polizeiaufgebots die linken Gruppierungen seien, nicht die SVP.

Unter der Anleitung von Nationalrat Thomas Matter machten auch die SVP-Mitglieder Lärm: Mit zwei Zeilen aus dem Wahlkampfsong von 2023. (Bild: Tizian Schöni)

Zurück im Festzelt: Dort sprach Regierungsrätin Nathalie Rickli ihr Grusswort. Die Winterthurerin versicherte den rund 200 anwesenden Mitgliedern, es sei eine sehr lebenswerte Stadt ‒ «normalerweise ohne diesen Lärm». Und auch die anderen Redner rieben sich an den 80 Gegendemonstrant:innen. Domenik Ledergerber, Präsident der Kantonalpartei, drohte mit der «Hellebarde», Nationalrat Marcel Dettling drückte ihnen den Arbeitslosen- und Kriminellenstempel auf.

Schliesslich beschlossen die Mitglieder fast einstimmig die Lancierung ihrer Initiative. Nur der Winterthurer SVP-Parlamentarier Marc Wäckerlin meldete sich mit einem Votum gegen das Vorhaben: «Das ist eine typisch sozialistische Initiative», kommentierte der Ex-Pirat. Applaus erhielt er dafür keinen.

Die SVP möchte den Inländer:innen-Vorrang ‒ ähnlich wie damals bei der Masseneinwanderungsinitiative im Arbeitsmarkt ‒ nun auch für das Wohnen. Schweizer:innen oder Personen, die seit zehn Jahren im Kanton Zürich leben, sollen von Vermietenden bevorzugt werden müssen. Allerdings nur, wenn die Schweiz vor 2050 mehr als 10 Millionen Einwohnende zählt.

In urbanen Gebieten ist es etwas enger, deshalb wohnen die Winterthurer:innen im Schnitt auf weniger Quadratmetern als schweizweit. (Grafik: WNTI)

Die SVP ist nicht die einzige Partei, die mit einer kantonalen Initiative gegen die Wohnungsnot vorgehen will. In den nächsten Monaten werden aus allen politischen Lagern verschiedenste Volksbegehren an die Urne kommen. Tsüri.ch hat sie für euch schon zusammengefasst. Die SVP steht jedoch alleine da mit der Idee, den Wohnungsmarkt über die Zuwanderung zu drosseln. Diese sei schliesslich «das Hauptproblem», sagte Nathalie Rickli.

Doch darüber gehen die Meinungen weit auseinander. «Ich glaube, die hohen Mieten in Zürich sind nicht nur auf Zuwanderung, sondern auch auf eine andere Anspruchshaltung zurückzuführen», sagte Hendrik Budliger vom Beratungsbüro Demografik Ende Mai dem Tagi. Denn diese Anspruchshaltung war in der Schweiz auch schon tiefer. 1970 lebten in einer Dreizimmerwohnung im Schnitt 2,7 Personen, heute sind es noch 1,9. Zudem wohnen Ausländer:innen um einiges bescheidener als Schweizer:innen, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen. In einem Schweizer Haushalt mit zwei oder mehr Personen beträgt die durchschnittlich bewohnte Fläche 43,6 Quadratmeter. Handelt es sich um einen schweizerisch-ausländischen Haushalt in derselben Grösse, sind es noch 32,4. Und ein rein ausländischer Haushalt verbraucht sogar nur 30,8 Quadratmeter pro Kopf.

Das eigentliche Problem, so Budliger im Interview, sei die Altersstruktur der Wohnbevölkerung. 1990 lag das Durchschnittsalter von Schweizer:innen bei 38, heute sind wir bei 46 Jahren. Das bemerken wir zuallererst auf dem Arbeitsmarkt, wo immer weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter offenen Stellen gegenüberstehen. Seit Jahren sind wir auf Zuwanderung angewiesen, um Positionen im Gesundheitswesen, der Baubranche oder in der Logistik zu besetzen und unsere Altersvorsorge zu decken. Dazu kommt: Wer älter ist, besitzt öfters Wohneigentum und lebt somit auch auf mehr Quadratmetern.

Das Initiativkomitee muss nun 6000 Unterschriften für das kantonale Volksbegehren zusammenbringen. Ob die Zürcher:innen die Wohnungsnot wirklich über eine staatliche Regulierung für die Vermieter:innen lösen wollen, wird sich nächstes Jahr an der Urne zeigen.

Rubrik: Was lauft?
  • Über 1000 Kinder am Lesesommer-Schlussfest: Am Mittwoch stieg auf der Steibi-Bühne das Schlussfest des Winterthurer Lesesommers, wie die Stadt mitteilt. Highlight war die Mitmach-Show des Technoramas und natürlich die Verlosung von 16 Preisen, darunter ein Bike für die Hauptgewinnerin Amélie Spitz aus Rickenbach Sulz. Den zweiten Preis, einen Gutschein für eine Kindergeburtstagsparty im Technorama, gewann die neunjährige Flurina Dünner. Der dritte Preis, eine Nintendo Switch 2, gehört seit gestern der achtjährigen Alessia Lutz aus Hettlingen. Mann, wäre ich gerne Dritter geworden! Insgesamt nahmen 2943 Kinder und Jugendliche teil, von denen 1978 das Leseziel erreichten.


  • Die Gegendemonstrant:innen am Neumarkt hatten Schnauf: Am Mittwoch fand auf dem Neumarktplatz der SVP-Parteitag statt, siehe Haupttext. Von den rund 80 Demonstrant:innen erhielten vier eine Wegweisung. Der Parteitag endete um 20.30 Uhr, der Einsatz erst gegen 22 Uhr, wie die Stapo mitteilt.


  • Eisenbahnwagen auf der Strasse: Ein 111-jähriger Speisewagen ist gestern per Strassentransport ins Winterthurer Depot (unterhalb des KSW-Geländes Richtung Hauptbahnhof, WNTI berichtete) geliefert worden. Der Speisewagen aus Teakholz wird von der Historic Rail Services GmbH wieder einsatztauglich gemacht. Ab 1961 wurde der Wagon als Restaurant im Verkehrshaus genutzt. Somit war der Wagen länger im Museum als auf der Schiene – immerhin beide Male als Restaurant. Zum ganzen Text geht es hier. (mm, Bild: Historic Rail Services GmbH)


  • Pilzli entdeckt: Die Stadtpolizei durchsuchte am Dienstag im Auftrag der Staatsanwaltschaft die Wohnung eines 41-Jährigen. Die aufgefundenen Betäubungsmittel gehen dann doch über den Eigenverbrauch hinaus: über ein Kilogramm Amphetamin, mehr als 500 Gramm Kokain, mehrere hundert Gramm Marihuana, rund 100 Gramm Haschisch sowie Ketamin, MDMA und halluzinogene Pilze. Wie die Polizei mitteilt, wurden der Mann und seine Partnerin verhaftet und wegen Drogenhandels zur Anzeige gebracht.


  • Mehr Gewalt am Kantonsspital: 1165 gewalttätige Übergriffe ‒ über ein Drittel mehr gegenüber dem Vorjahr ‒ seien 2024 am KSW vorgefallen. Das berichtete der Landbote gestern anhand des Geschäftsberichts des Spitals. In 30 Fällen habe sogar die Polizei involviert werden müssen. Betroffen sei vor allem die Pflege und der Notfall, sagte der KSW-Sicherheitschef der Zeitung. Das KSW ist mit dieser Sorge nicht alleine: Schweizweit nimmt die Gewalt an Spitälern zu.

Rubrik: Winti liebt (*bezahlte Partnerschaft)

Interview und Schreib-Workshop «Mut, Angst, Zivilcourage»

In welchen Momenten im Alltag brauchen wir Mut, um den Mund aufzumachen? Die ehemalige SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky berichtete aus dem Ukraine-Krieg und ist am 23. August 2025 zu Gast auf dem Kirchplatz Winterthur.

Im Gespräch berichtet sie von ihrem Mut in Krisenzeiten und was es ihrer Meinung nach braucht, um Mut-Momente zu kultivieren. Im Anschluss werden gemeinsam mit Wortkünstler:in Jenn Unfug Texte geschrieben. Jenn weiss, wie man Texte knallen lässt und bringt es den Teilnehmer:innen bei.

Rubrik: Wahr gesagt (Kolumne)

Kraftorte von Martin Frischknecht

Die Seele aus dem Leib

Sprechen Sie Französisch? Ich schon. Und mir ist sehr wohl bewusst, dass diese Sprache in der Schule zum Pflichtstoff gehört, wodurch das Fach bei der Jugend wenig beliebt ist. Tant pis («Jä, nu») – das kann ich nicht ändern.

Für mich ist die Sprache und die Kultur unserer westlichen Nachbarn zu einer Herzensangelegenheit geworden. Durch Radtouren, Ferienaufenthalte und Beziehungen. Dass «Wänterthour» davon weit entfernt ist, betrübt mich nicht. Im Gegenteil. Ich glaube, bei dieser Liebe handelt es sich um eine Fernbeziehung. So etwas lebt aus der Sehnsucht und von Bekenntnissen. Ab und zu trifft man sich, und dann ist es richtig schön. Ob man es jahraus, jahrein miteinander aushalten würde, steht auf einem anderen Blatt.

Doch es gibt ja mitten in Winterthur einen Fleck Frankofonie. Mit den Eckpfeilern «Bonne Maman» und «Pain et Frommage» an der Steinberggasse reicht’s zumindest für ein Frühstück.

Das allein macht die Steibi nicht zum Kraftort. Doch der Auftritt einer jungen Musikerin aus Saint-Nazaire am Samstag, 16.8. bei den Musikfestwochen, tut das. Zaho de Sagazan wuchs in der Hafenstadt am Atlantik auf als Tochter einer Lehrerin und eines Bildhauers. Die Mutter sang zu den Chansons von Jacques Brel, in Vaters Zimmer wummerten Pink Floyd und Kraftwerk aus den Boxen.

Das Mädchen sah sich die längste Zeit überflutet durch Sinneseindrücke und Emotionen. Hochsensibel, würde die Diagnose dazu lauten. Damit beschäftigte sie sich gerade nicht. Dafür mit den Tasten eines E-Pianos. Zaho komponierte und sang sich die Seele aus dem Leib. Seit sie das an der Seite von zwei Klangtüftlern an Soundmaschinen und Schlagwerk tut, ist sie nicht mehr zu bremsen und erobert die Bühnen der Welt.

Für alle sicht- und hörbar hat sie sich von ihren inneren Nöten befreit. Das wirkt ungemein ansteckend.

Martin Frischknecht veröffentlicht «SPUREN – Magazin für Spiritualität und Ökologie» und praktiziert verschiedene Formen von Meditation. Zugezogen aus Zürich, fühlt er sich Winterthur heute so sehr verbunden, dass er die Kraftorte hier kennt. (Bild: Marcel Bihr)

Altstadtbesuchende staunten ob des Polizeiaufgebots für den SVP-Parteitag. Und Salzhaus-Partygäste über den Teakholz-Speisewagen für SBB Historic, der auf einem Schwertransport plötzlich vor ihrer Haustür stand. Das Bild würde ich mir nicht entgehen lassen …

Schmort weiter im schönen Wochenende!

Tizian

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