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| | Ich weiss nicht, was du letzten Samstag so gemacht hast – ich jedenfalls sass mit dampfendem Kopf im heissen Pfarrhaus an der Steibi, kritzelte auf Post-its und träumte von magischen Schuhsohlen, Anti-Diskriminierungspillen und Solarwasserblumen. Zusammen mit anderen dampfenden Köpfen brütete ich über der Zukunft der Musikfestwochen. |
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| Pergola über der Steibi, Musikfestwochen-Coins oder Kulturdienst – wie könnte die MFW in 25 Jahren aussehen? (Bild: Andrin Fretz) |
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| Mit dem Zukunftslabor überraschte das OK der MFW mit einem weiteren Jubiläums-Zückerli. Es wollte nicht nur in Erinnerungen von 50 Jahren schwelgen, sondern auch den Blick in die Zukunft wagen. Eingeladen wurden Sarah Bleuler und Ramona Sprenger vom Dezentrum, einem «Think & Do Tank für Digitalisierung und Gesellschaft» in Zürich. Ziel des fünfstündigen Workshops war es, in Gruppen ein Zukunftsobjekt zu gestalten. Oder in meinen Worten: Herumspinnen, träumen und visionieren. Und das im absolut positiven Sinne. Wir bekamen die Aufgabe, elf Trends, welche die Entwicklung der MFW beeinflussen werden, zu diskutieren und uns für zwei zu entscheiden. Zur Auswahl standen politisches Klima, wirtschaftliche Lage und Konsumverhalten, städtische Entwicklung und Infrastruktur, Kulturförderung, Gesundheit, Wertewandel, Freizeitverhalten, Nutzungskonflikte, neue Technologien, Ehrenamt und Ressourcenverfügbarkeit. |
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| Ein Team beschäftigte sich mit einem Winterthur, das wenig Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement zeigt. (Bild: Andrin Fretz) |
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| Meine Gruppe wählte Wertewandel und wirtschaftliche Lage – es ergaben sich vier Szenarien. Was, wenn der Zustand der Wirtschaft im Hinblick auf Inflation, Kaufkraft und verfügbarem Freizeitbudget zu einer hohen Konsumfreudigkeit führt und gleichzeitig der Wertewandel einen immer tieferen Stellenwert hat? Jemand notierte: «Mehr internationale Acts, mehr Publikum.» Eine andere Person rechnete mit mehr Veranstaltungen, die aber jeweils auf kleinere Zielgruppen ausgerichtet wären. Meine Notiz: Profitorientiertes Kulturschaffen, weniger Herzblut. Und was, wenn Diversität, Inklusion, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gesellschaftlich und somit in der Programmgestaltung und Struktur des Festivals eine grosse Rolle spielen, die wirtschaftliche Lage aber schlecht und dadurch die Ausgabebereitschaft für Tickets klein ist? Würde Kultur zum Luxusgut, das sich nur Wenige leisten können? Würde sie mehr geschätzt? Gingen beide Trends nach unten, wäre das wohl das Todesurteil für die MFW. Für unsere Aufgabe, drei Objekte für die Musikfestwochen 2050 zu entwickeln, wählten wir ganz utopisch das schönste aller Szenarien: Gute wirtschaftliche Lage und hoher Stellenwert des Wertewandels. |
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| Die Zukunft der MFW lässt sich nicht voraussagen, aber erträumen. (Bild: Andrin Fretz) |
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| Als Kopfmensch fiel es mir schwer, mich der Utopie hinzugeben. Der Auftrag lautete: Denkt gross und diskutiert nicht mit «Ja, aber..», sondern mit «Ja, und..». Die Schlussphase wurde dementsprechend crazy und lustig. Die Ideen reichten von der riesigen Solarwasserblume, die über der Steibi wacht, bis hin zum Seifenblasen-Armband, mit dem man in eine digitale Aura tritt, die sich durch verschiedene Räume bewegt. Meine Favoritin war die Sohle, die sich automatisch an die Grössenunterschiede im Publikum anpasst. Wie wärs mit einer MFW-Währung, deren Wechselkurs sich dem Einkommen anpasst? Würdest du eine Pille schlucken, die diskriminierendes Empfinden für eine gewisse Zeit ausschaltet? Bestimmt hätte niemand etwas dagegen, sich mit Freiwilligenarbeit einen Platz im Altersheim sichern zu können. Alles Quatsch könnte man sagen. Er lässt sich aber auf realistische Bedürfnisse und Herausforderungen herunterbrechen. Das Bedürfnis nach Teilhabe etwa, oder nach Schutz. Die Herausforderung von Hitze oder Platzmangel. Die Frage der Nachhaltigkeit. Die Herausforderungen der MFW sind die gleichen, wie die der Stadt Winterthur. Und die von Winterthur die gleichen, wie die der Welt. Auch der «MFW-Kosmos» wird in kleinen Schritten weitergedacht, von denen, die ihn bewohnen und gestalten. Und das mit den Ressourcen, die vorhanden sind. Von den crazy Ideen bleiben am Schluss vielleicht ein paar Krümel, die auf längere Sicht aber einen wichtigen Unterschied machen könnten. Die Faktoren Wachstum und Musik waren kaum Thema. Ersterer gehört für die Beteiligten offenbar nicht zwingend zum Erfolg. Die Musik ist und bleibt sowieso das unantastbare Herzstück der Sache – da waren sich alle einig. |
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| Unsere Kinder im Netz Wer sich mit der Zukunft befasst, kommt nicht am Thema Digitalisierung vorbei. Am Montag ist Schulanfang, dann liegen zu Hause wieder die Schul-iPads herum, vielleicht müssen die Game-Regeln neu besprochen werden oder ein Kind bekommt mit dem Oberstufeneintritt das erste eigene Handy. «Digitale Medien gehören zu unserem Alltag. Wer Kinder hat, weiss: Die Faszination für digitale Medien beginnt früh. Denn die Online-Welt bietet vielfältigste Möglichkeiten für all das, was Gross und Klein Spass macht. Das macht die Herausforderungen für Eltern gross, wenn sie in der Familie einen gesunden Umgang mit digitalen Medien pflegen möchten», so steht es auf der Webseite der Netizen – ein Beratungsangebot der Stadt, welches Unterstützung in medienpädagogischen Fragen bietet. Laut Fachpersonen sind Jugendliche täglich rund 3 Stunden und 40 Minuten online. Am Wochenende sind es durchschnittlich sogar 5 Stunden. |
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| Früher sassen Kinder noch gemeinsam vor der Glotze. Heute sitzt in vielen Haushalten jedes an seinem eigenen Tablet. (Bild: Maria Wyler) |
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| Zum Angebot der Netizen-Gruppe gehören Elternbildungs-Anlässe zur Medienerziehung, welche von Fachpersonen geleitet werden. Der nächste findet am 28. August im Singsaal des Schulhauses Altstadt statt. Alle weiteren Informationen und Daten findest du hier. |
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| Dreihunderttausend für Jugendsport: Insgesamt 71 Vereine profitieren von den Beiträgen, mit denen die Stadt den Jugendsport in Winterthur unterstützt. Der Kredit ist seit 2021 auf den Betrag von 300’000 Franken festgelegt, davor war er tiefer. Auch hier ein neuer Rekord: Mit 6578 Kindern und Jugendlichen nehmen 316 mehr als im Vorjahr regelmässig an Sportangeboten teil. Fussball ist momentan die beliebteste Sportart.
SVP-Sonderparteitag mit polizeilicher Begleitung: Die SVP Kanton Zürich hat für heute Abend zum Sonderparteitag auf dem Neumarkt eingeladen. Dort will sie die neue kantonale Volksinitiative «Recht auf Heimat – Wohnige für eusi Lüüt» präsentieren. In den sozialen Medien haben verschiedene linke Organisationen dazu aufgerufen, die Veranstaltung zu stören. Laut Medienstelle der Stapo Winterthur hat diese Kenntnis von den Aufrufen und wird den Anlass polizeilich begleiten.
Dalai Lama, Mandala und Momos: Diesen Samstag findet zum ersten Mal das Tibet-Kulturfestival in der Reithalle statt. Von 10 bis 22 Uhr kommen Besuchende in den Genuss von Musik, Tanz, Meditation, Yoga und tibetischer Küche. Im Zentrum stehe der 90. Geburtstag Seiner Heiligkeit, des 14. Dalai Lama, so schreiben es die Veranstaltenden. Als Ehrengast wird dessen langjähriger Vertrauter, Geshe Lhakdor, eine Meditation anleiten. Der Eintritt zum Festival ist frei.
Basketball-Nati in der AXA-Arena: Heute um 19 Uhr spielt das Schweizer Basketball-Nationalteam zum ersten Mal überhaupt in Winterthur. Für das Spiel in der AXA-Arena gibt es noch Tickets. Im Kampf um die Qualifikation für die WM 2027 tritt das Schweizer Nationalteam gegen die Slowakei an, wobei die Schweiz auf einen Sieg angewiesen ist, um ihre Chancen auf eine Qualifikation aufrechtzuerhalten.
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| Grüsse aus Winterthur Es ist wieder heiss. Der Sommer ist zurück. Ab in die Badi ‒ vielleicht ja ins Geiselweid? |
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| Postkarte vom Geisi, um 1916 (Bild: Schweizerisches Sozialarchiv, F 5068-Ka-2542) |
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| Eröffnet wurde das Geiselweid 1911. Wie Winterthur Glossar. schreibt, waren Orte zum Baden rar und der gut situierten Bevölkerungsschicht vorbehalten. Mediziner forderten den Bau einer Badeanstalt, erste Versuche scheiterten aber: Das Wasser der Töss wurde von Expert:innen als zu kalt befunden und die Eulach glich um 1900 «eher einer Kloake als einem Fluss», da sie Oberwinterthur als Abfluss der Kanalisation diente. Erst 1907 wurde die Wasserqualität der Eulach von einer Studie für gut genug befunden, um eine Badeanstalt mit Wasser zu versorgen. Dank des Verkaufes von Anteilsscheinen an Bürger:innen konnten 1909 die Bauarbeiten beginnen. Das 1911 eröffnete «Geisi» habe schon in den ersten Tagen 62’088 Eintritte verzeichnen können, schreibt Winterthur Glossar. «Das Freibad Geiselweid gehört zu den ältesten Badeanlagen der Schweiz.» Laut Badi-info.ch könnte es sogar Geiselweid das älteste Freibad sein, welches noch in Betrieb ist. Der Titel «ältestes Freibad Winterthur» sei unbestritten korrekt, scherzte der Landbote. Kein Witz: Von 1911 bis zum Umbau in den 1950er Jahren soll es Frauenbadestunden und Männerbadestunden gegeben haben. «Aus sittlichen und moralischen Gründen.» Da man aber so das Bad nicht als Familie geniessen konnte, geriet die Trennung in Kritik und wurde im Zuge einer Sanierung um 1950 abgeschafft, wie es im Winterthur Glossar heisst. 1974 wurde das Geisi mit einem Hallenbad erweitert, die Besucherzahlen seien aber stagniert. Bei den Jugendlichen habe das Schwimmbad als zu wenig attraktiv gegolten. Die Stadt entschloss daher, eine über 50 Meter lange Rutschbahn einzubauen, um die Attraktivität wieder zu steigern. (mm) |
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| «Jeder Ort kann queer sein, wenn viele queere Menschen da sind.» Trotz der Grösse Winterthurs, gibt es in der Stadt nur einen öffentlichen Raum für queere Menschen. In seiner August-Ausgabe hat sich das Kulturmagazin Coucou mit Akteur*innen der queeren Szene in Winterthur ausgetauscht und versucht herauszufinden, weshalb Winti mehr queere Räume braucht und welche Rolle der erste Winterthurer Christopher Street Day am 23. August dabei spielen könnte. Das Porträt von Kiino Schoch (Text) und Samuel Bosshardt (Bild) kannst du jetzt im Coucou #138 nachlesen – zusammen mit vielen anderen spannenden Beiträgen. |
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| | | Egal, wie sehr wir uns mit der Planung ins Zeug legen – wie die Zukunft ganz genau aussieht, weiss niemand. Vielleicht auch gut so. Begnügen wir uns doch einfach mal mit einem guten Tag. Den wünsch ich dir. Bis bald, deine Maria |
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