«Gisi bleibt!» – Demo in der Altstadt zum Erhalt des besetzten Hauses
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#165 | 22.12.2025 | Online lesen | Unterstützen

WNTI Wintibrief

Sebastian G

Guten Morgen auf den Strassen ✊

Unter dem stahlblauen Winterhimmel versammelten sich am Sonntag um 14 Uhr etwa 350 Menschen am Hauptbahnhof Winterthur. Aus einem fahrbaren Lautsprecher schallte ein Best-of verschiedener Protestsongs. Um sie herum standen Schaulustige – und ein Wagen der Polizei. Auf der digitalen Anzeige auf seinem Dach blinkte in orangen Buchstaben: «Unbewilligte Demonstration». Vis-a-vis davon das pinke Fronttransparent der Demo mit der Parole: «Gisi bleibt! Kein Profit mit Wohnraum.»

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Knapp 350 Menschen liefen inter diesem Banner durch die Altstadt. (Bild: Robyn Dubief)

Zur Demo aufgerufen hatte das antikapitalistische Bündnis und die Häuservernetzung – ein Zusammenschluss aus Bewohner:innen verschiedener Immobilien im Besitz der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG), sowie den besetzten Häusern. Der Grund: Die SKKG will die «Gisi» im Februar räumen lassen. Die «Gisi» ist eine der ältesten Besetzungen der Schweiz –  seit 28 Jahren wird das Haus an der General-Guisan-Strasse selbstverwaltet bewohnt. Die Sanierungspläne der Stiftung sehen in den oberen Geschossen Wohnungen vor. Im Erdgeschoss sind Gemeinschaftsräume und eine gewerbliche Nutzung geplant.

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Hätte die Demo in die Altstadt gewollt, hätte das wohl nicht funktioniert. (Bild: Robyne Dubief)

Trotz der grossen Polizeipräsenz war die Stimmung am Bahnhof entspannt. Die in und um die Altstadt bereitstehenden Wasserwerfer kamen nicht zum Einsatz. Scharmützel gab es lediglich verbale. Die Durchsage der Polizei – «dies ist eine unbewilligte Demonstration, mit einer Teilnahme machen Sie sich strafbar» – quittierte eine Stimme aus dem Lautsprecher der Demonstrierenden mit einer Gegenansage: «Euse Wage isch lüüter, chasch der knicke!» Auch der Marroniverkäufer, der mit seinem Transporter vom Bahnhof wegfahren wollte, nahm es gelassen. «Lasst mich noch schnell durch, dann könnt ihr tun, was ihr wollt», rief er den Demonstrierenden lachend zu. Danach setzte sich die Demo entlang der Stadthausstrasse in Bewegung – begleitet vom Polizeiwagen, dessen Lautsprecher immer mal wieder darauf hinwies, dass die Demonstration nicht bewilligt sei. In den abgesperrten Zugängen zur Marktgasse standen einsatzbereite Beamte der Stadtpolizei in Vollmontur.

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«Wir bleiben alle!» – die Demo zieht am Stadthaus vorbei. (Bild: Robyne Dubief)

Immer wieder machte der Umzug halt, damit Vertreter:innen der verschiedenen Organisationen des antikapitalistischen Bündnisses eine Rede halten konnten. In ihnen wurde nicht nur der geplanten Räumung der «Gisi» der Kampf angesagt, sondern der «Wohnkrise» im Allgemeinen. Ein Dach über dem Kopf sei ein Grundbedürfnis aller – egal ob Mieter oder Besetzerin. Die Mieten würden ständig angehoben werden und für viele sei es schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Dass in Winterthur die Wohnungen knapp werden, ist kein Geheimnis. Anfang Juni standen in Winterthur lediglich 104 Wohnungen in der Stadt leer. Also 0,18 Prozent.

Für eine ältere Frau, die am Rande des Demozugs mitlief, ist das ein bekanntes Problem – sie kommt aus Zürich. Sie war zufällig an der Demo. Eigentlich habe sie mit einer Freundin wandern gehen wollen. Als sie aus dem Zug ausgestiegen war, habe sie aber auf einmal inmitten dieser Versammlung gestanden. «Da haben wir uns spontan entschieden, mitzulaufen und unseren Sonntagsausflug auf der Strasse zu machen», sagte sie augenzwinkernd. «Denn das ist eine wichtige Sache. In Zürich wie in Winti.»

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Feuerwerk und Choreinlage – die Demo singt der Gisi ein Ständchen. (Bild: Robyne Dubief)

Am Ende der Stadthausstrasse bog die Demo nach rechts in die General-Guisan-Strasse ein und machte vor der «Gisi» halt. Nach einer weiteren Rede sangen die Versammelten ein für den Anlass getextetes «Gisi-Lied». Zum Finale zündeten die Besetzer:innen vom Dach des Hauses ein Feuerwerk. Auch Hasan, der Mann hinter dem legendären «Hasan-Sandwich» stand in der versammelten Menge vor der «Gisi». Es sei solidarisch mit den Besetzer:innen und mit allen anderen, die Mühe hätten, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Er selbst und viele seiner Bekannten seien schon davon betroffen gewesen. «Ist doch logisch, dass ich heute hier bin.»

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Beim nächsten Natiaufgebot allenfalls einen Gedanken wert – die Demonstrierenden nehmen Mass. (Bild: Robyne Dubief)

Auf der Technikumstrasse, vor den Archhöfen, machte die Demo einen weiteren Halt. Während aus den Lautsprechern eine Rede schallte, bauten einige der Teilnehmer:innen aus Zügelkartons eine Pyramide, auf denen die Logos verschiedener Immobilienfirmen aufgedruckt waren. «Jetzt schiessen wir euch ab», meint der Sprecher am Mikrofon lachend und fügt an: «Das ist natürlich metaphorisch gemeint.» Danach konnten alle, die wollten, Anlauf nehmen und mit einem Fussball die Pyramide der «Immohaie» ins Wanken bringen. Es schien ein kleiner kollektiver Moment der Katharsis zu sein.

Nach einer letzten Rede auf dem Bahnhofsplatz löste sich die Demonstration friedlich auf. Ob die an diesem Sonntagnachmittag beschworene Solidarität die drohende Räumung der «Gisi» verhindern kann, bleibt fraglich. Die SKKG hat das Baugesuch für die geplante Renovierung bereits im August eingegeben.

Rubrik: Was lauft?
  • Mehr Geld für die Badis: Wie die Stadt in einer Mitteilung schreibt, will der Stadtrat 2026 die Betriebsbeiträge für die Quartierbadis Oberwinterthur, Töss, Wolfensberg und Wülflingen um je mindestens 25’000 Franken erhöhen. Das aufgrund der gestiegenen Betriebskosten, der Teuerung und den zunehmenden Anforderungen an den Betrieb.


  • Co-Präsidium für KESB: Die Nachfolge der auf März 2026 abtretenden KESB-Präsidentin Karin Fischer übernehmen gleich zwei Personen. Das teilt die Stadt in einer Medienmitteilung mit. Der Stadtrat ernennt Nicole Bisig und Adrian Gisler zum neuen Co-Präsidium. Im Bewerbungsverfahren haben sich die zwei gegen zwölf Mitbewerber:innen durchgesetzt. Bisig und Gisler sind bereits heute Teil der KESB und laut der Stadt «ausgewiesene Fachpersonen mit viel Erfahrung im Kindes- und Erwachsenenschutz».


  • FCW-Spiel abgesagt: Eigentlich sollte hier das Resultat der Partie Sion gegen Winti vom Samstag stehen. Das Spiel wurde allerdings aufgrund von Krankheit abgesagt. Gleich acht Spieler des FCW sind am selben Virus erkrankt, wie der Verein in einer Mitteilung schreibt. Die Swiss Football League (SFL) hat einem Antrag des Vereins stattgegeben, das Spiel auf ein noch unbekanntes Datum zu verschieben.

Rubrik: Winti weiss

Seife aus Winterthur

Während der Industrialisierung florierte in Winterthur auch das Seifengeschäft. Carl Buchmann gründete ein Familienunternehmen 1876 und kaufte 1880 das Wohnhaus an der Rosenstrasse 9. Daraufhin startete die Produktion und schon 1883 war die Fabrik mit ihren Toilettenseifen und Parfümerieartikeln an der ersten Landesausstellung in Zürich. Ausserdem gründete Buchmann mit zwei Freunden die Kommanditgesellschaft C. Buchmann & Cie. 1893 vergrösserte er zum zweiten Mal und konnte daraufhin Räume vermieten als weitere Einnahmequelle. Im selben Jahr wurde die heute noch bestehende Passerelle gebaut.


Nach einem Brand auf dem Betriebsgelände und steigender ausländischer Konkurrenz konnte die Firma nur durch Unterstützung gerettet werden und wurde 1914 in Aspasia AG umbenannt – die bekannteste Marke der Firma. Eine weitere Generation später stellte Gerhard Buchmann-Kollbrunner 1967 die Seifenproduktion ein. Daraufhin mieteten in den 1980er-Jahren verschiedene Betriebe und Organisationen Räume in der ehemaligen Fabrik. Seit November 2023 werden auf dem Areal wieder Aspasia-Seifen hergestellt. Nicht von der Aspasia AG, sondern von der Brühlgut-Stiftung, in der Menschen mit Beeinträchtigung arbeiten. Die Seifen können im Online-Shop der Stiftung bestellt werden oder, wer noch ein Weihnachtsgeschenk braucht, am Stand der Brühlgut-Stiftung am Weihnachtsmarkt. (ks)

Wie wohnst du? Eigentum, Miete, Besetzung, VW-Büsli? Egal, wo du deinen Christbaum hinstellst, falls du überhaupt einen hast: Ich wünsche dir einen guten Start in die Weihnachtswoche und einen besinnlichen Jahres-Endspurt.

Bis bald,

Sebastian von WNTI

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